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Wirtschaft: Krankenkassen: Buhlen um die Versicherten

Der steigende Kostendruck im Gesundheitswesen verleitet immer mehr Krankenkassen dazu, mit irreführender oder unlauterer Werbung um neue Kunden zu buhlen. So lockte die Maritime Betriebskrankenkasse in einem vierseitigen Werbeprospekt mit einem durchschnittlichen Beitragssatz der letzten Jahre von zwölf Prozent.

Der steigende Kostendruck im Gesundheitswesen verleitet immer mehr Krankenkassen dazu, mit irreführender oder unlauterer Werbung um neue Kunden zu buhlen. So lockte die Maritime Betriebskrankenkasse in einem vierseitigen Werbeprospekt mit einem durchschnittlichen Beitragssatz der letzten Jahre von zwölf Prozent. Was sie nicht erwähnte, war der aktuelle Beitragssatz: 12,8 Prozent - und damit deutlich über der Konkurrenz. "Das ist plumpe Verbrauchertäuschung", schimpft Christiane Köber, Mitglied der Geschäftsführung bei der Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs. Und kein Einzelfall.

Im letzten Jahr stieg die Zahl der Beschwerden, die bei der Wettbewerbsbehörde eingingen, gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent auf rund 2000, teilten die Wettbewerbshüter am Donnerstag mit. Ein Drittel davon betraf Krankenkassen. Köber erklärt die Zunahme mit dem steigenden Kostendruck im Gesundheitswesen und einem härteren Wettbewerb. "Der Kampf der Krankenkassen um neue Mitglieder wird mit immer härteren Bandagen geführt", sagt die Rechtsanwältin.

In Baden-Württemberg hatte die Allgemeine Ortskrankenkasse nach Angaben der Wettbewerbshüterin mit einer Sparkasse zusammengearbeitet, um Kunden zu werben. Für die erfolgreiche Vermittlung von Versicherungsverträgen zahlte die AOK den Sparkassen-Mitarbeitern Provisionen - und umgekehrt. Ein Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht, befand die Wettbewerbsbehörde. Schließlich gehöre es nicht zu den gesetzlichen Aufgaben einer Krankenkasse, Versicherungsverträge zu vermitteln.

Auch in anderen Gesundheitsbranchen mehren sich die Verstöße. So hatte ein Apotheker Gefängnisse per Post mit Pillen beliefert, ein anderer verschickte Impfstoffe an Kunden in der ganzen Republik - und verdiente Millionen nebenbei. Auch das brachte ihnen einen Rüffel der Wettbewerbshüter ein: In Deutschland ist es verboten, Arzneimittel zu versenden.

pet

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