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Die Kassenärzte handeln ihre Arbeitsbedingungen untereinander aus - und erst dann mit Politik und Versicherungen.

© dpa

Krankenkassen und Ärztevertreter: Keine Ergebnisse im Streit um Ärztehonorare

Aus den Verhandlungen um die Ärztehonorare sind die Krankenkassen und Ärztevertreter ohne Einigung gegangen. Eine Einigung wird frühestens für Dienstag erwartet. Weiterhin besteht die Gefahr von Praxisschließungen.

Eine neue Verhandlungsrunde von gesetzlichen Krankenkassen und Kassenärzten brachte am Donnerstag erneut keine Einigung. Am Dienstag sollen die Gespräche unter Leitung eines neutralen Vorsitzenden fortgesetzt werden. Für den 10. Oktober haben die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten weitere Proteste angekündigt – Praxisschließungen eingeschlossen. Zwischenzeitlich waren diese Aktionen ausgesetzt worden.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ringen seit Wochen um die Honorare für die rund 150.000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten für 2013.  In der ersten Runde der Verhandlungen war eine Erhöhung der Preise für die ärztlichen Leistungen um jährlich 270 Millionen Euro festgesetzt worden. Diesen Schlichterspruch lehnen die Ärzte ab. Sie verlangen 3,5 Milliarden Euro. Eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes sagte am Dienstag, es sei von vornherein klar gewesen, dass die 270 Millionen Euro Plus „nicht das Ende der Fahnenstange“ seien.

Bei den Verhandlungen im Bewertungsausschuss am Donnerstag sollte es unter anderem um die zu erwartende Menge ärztlicher Leistungen gehen. Darüber hatten die Kassen zuletzt ihr Angebot auf rund 900 Millionen Euro aufgestockt. Dieses hatte die KBV jedoch bereits im Vorfeld der Gespräche eine Absage erteilt.

Kommenden Dienstag werden die Gespräch im sogenannten erweiterten Bewertungsausschuss fortgesetzt. In diesem Gremium ist die sechsköpfige Runde des Bewertungsausschusses um drei unabhängige Mitglieder unter der Leitung des Essener Gesundheitswissenschaftlers Jürgen Wasem erweitert. So kann am Ende für die eine oder andere Seite eine Mehrheit zustande kommen.

Das monatliche Nettoeinkommen der Kassenärzte von gesetzlichen und privaten Kassen beträgt laut KBV nach jüngsten Zahlen im Schnitt 5442 Euro. Doch klafft die Spanne weit auseinander: Einem Allgemeinmediziner blieben demnach 5018 Euro pro Monat, einem Orthopäden 6344 Euro, einem Psychotherapeuten dagegen nur 2658 Euro.

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für die vertragsärztliche Vergütung stiegen laut Bundesgesundheitsministerium von 33 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 33,7 Milliarden im vergangenen Jahr.

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) mahnte Ärzte und Kassen, den Konflikt im Interesse der Patienten nicht weiter zu eskalieren. Die Patienten dürften „nicht länger Spielball im Konflikt zwischen Ärzten und Kassen sein“, betonte SoVD-Präsident Adolf Bauer. „Insbesondere die Drohung, die Versorgung für kranke und ältere Menschen zu kappen, ist vollkommen inakzeptabel.“ Damit werde eine Stimmung erzeugt, „die einen tiefgreifenden Vertrauensverlust nach sich ziehen kann“. Deshalb seien ab sofort konstruktive Vorschläge notwendig, um die Stimmung nicht länger aufzuheizen. „Krankenkassen und Ärzte müssen einen Ausweg finden und die nächste Eskalationsstufe abwenden“, betonte Bauer. Das verbesserte Kassenangebot sollte als solide Grundlage für eine Einigung dienen. (dapd/dpa)

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