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Väter der Bewegung. Steve Jobs (re.) schaute schon am Anfang der Apple-Saga Mitte der 70er Jahre stolz in die Kamera, während sein Kompagnon Steve Wozniak sich auf die Technik konzentrierte.

© Reuters

Kranker Firmenchef: "Apple ist mehr als Steve Jobs"

Nach der Krankmeldung des Apple-Chefs sinkt der Börsenwert um 20 Milliarden Dollar. Der Untergang ist das aber nicht.

Berlin - Die Reaktion fiel zwar nicht ganz so dramatisch aus wie am Montag. Da hatte die Apple-Aktie an der Frankfurter Börse zeitweise mehr als acht Prozent verloren. Die US-Technologiebörse Nasdaq war geschlossen gewesen und konnte erst am Dienstag auf die Nachricht vom Rückzug des Apple-Chefs Steve Jobs reagieren. Binnen Minuten fiel dann aber auch in New York der Kurs um 6,5 Prozent auf 326 Dollar – das Unternehmen hatte 20 Milliarden Dollar an Wert verloren, zumindest auf dem Papier.

„Der Markt sieht Steve Jobs als treibende Größe für Apples strategische Ausrichtung“, erklärte Technologie-Analyst Richard Windsor von Nomura die Stimmung. Im Handelsverlauf fing sich die Aktie wieder etwas. Am Ende schloss sie bei kanpp 341 Dollar mit einem Minus von fast 2,3 Prozent. Offenbar traten zunehmend Investoren auf, die überzeugt sind, dass Apple auch ohne die Führung des charismatischen Steve Jobs erfolgreich sein kann. Nach Börsenschluss wollte Apple seine Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Der Markt rechnete mit guten Nachrichten.

Es gibt wohl keinen zweiten weltweit agierenden Großkonzern, in dem die Person des Vorstandschefs eine derart essenzielle Rolle für das Unternehmen spielt wie bei Apple. Jobs, der laut „New York Times“ Probleme mit einer 2009 erhaltenen Spenderleber haben soll, ist „iGod“. Er hatte das Unternehmen 1976 mit zwei Freunden gegründet und es 1985 im Streit verlassen. Zwölf Jahre später, da stand Apple kurz vor dem Bankrott, kehrte er zurück. Seither hat sich das Unternehmen von einem Nischenplayer im Computermarkt zu einem regelrechten Lifestylekonzern entwickelt, der viele Branchen verändert hat. Das Geschäft läuft, auch in Berlin: Noch 2011 soll am Kurfürstendamm Deutschlands größter Apple-Store entstehen.

„Steve Jobs ist ein Innovator“, sagt Analyst Jens Hasselmeier von Independent Research. „Er hat es unter anderem fertiggebracht, den Verkauf von Musik im Netz profitabel zu machen.“ Er brachte den Musikspieler iPod und iTunes auf den Markt. Später hat Jobs mit dem iPhone die Mobilfunkindustrie verändert. Mit dem Tablet- PC iPad setzt er an, das auch in der Medienindustrie zu erreichen.

„Jobs hat Ideen, auf die andere nicht kommen, und viele Bereiche revolutioniert“, sagt Analyst Hasselmeier. „Dennoch hat Apple genug innovative Produkte in der Pipeline – etwa das iPhone 5 oder die zweite Generation des iPad –, dass Apple nicht morgen mit leeren Händen dasteht.“ Das Tagesgeschäft hätten seine Vertreter schon im Griff. Auf lange Sicht sieht es jedoch anders aus: „Ich befürchte, wenn der Guru weg ist, könnte Apple einfach eine Spur gewöhnlicher werden“, sagt Hasselmeier. Hinzu komme, dass die Konkurrenz Apple dicht auf den Fersen sei, etwa Google mit seinem Betriebssystem Android für Smartphones und Tablet-Computer.

„Apple ist mehr als Steve Jobs“, meint Carolina Milanesi vom US-Marktforscher Gartner. „Sein Charisma, sein Interesse an Details und seine Nase für Produkte findet man so leicht nicht wieder. Das ist sicher.“ Aber er stütze sich auf ein großartiges Team von Ingenieuren, Designern und Marketingleuten. „Die machen Apple zu dem, was es heute ist.“ Steve Jobs könne man nicht reproduzieren, meint Milanesi. „Was Apple auf keinen Fall braucht, ist jemand, der das versucht.“

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