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Wirtschaft: Kredite werden nicht teurer, und Kapital gibt es genug

Die Deutsche Bank findet beruhigende Worte für kleine UnternehmenMartina Ohm Gerhard Schröder traute sich. Wir haben Hinweise darauf, sagte der Bundeskanzler, dass sich die Kreditwirtschaft nicht hinreichend am Aufbau Ost beteiligt.

Die Deutsche Bank findet beruhigende Worte für kleine UnternehmenMartina Ohm

Gerhard Schröder traute sich. Wir haben Hinweise darauf, sagte der Bundeskanzler, dass sich die Kreditwirtschaft nicht hinreichend am Aufbau Ost beteiligt. Und: die noch erforderlichen Fortschritte seien nur zu erreichen, wenn sich Banken und Mittelstand daran beteiligten. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Die Unternehmer auf dem zweiten Mittelstandskongress der Deutschen Bank am Dienstag im ICC nahmen es mit lautem Beifall zur Kenntnis.

Schon lange wird über das leicht angespannte Verhältnis von Großbanken und Mittelstand diskutiert. Kontinuierlich scheint das Firmenkundengeschäft der Institute an Bedeutung zu verlieren. Der Grund: Im Vergleich zu anderen Bereichen, vor allem gegenüber dem Investmentbanking, zeichnet sich der Firmenkundenbereich durch weniger Profitabilität und höheres Risiko aus. Milliardenschwere Kreditausfälle und hohe Verwaltungsaufgaben haben in den Chefetagen der Großbanken ein Umdenken bewirkt. Zumindest der Ausbau der Firmenkundensparte, einst Klassiker des deutschen Universalbankensystems, wird nicht mehr aktiv betrieben.

Die Konsequenz ist unüberhörbar. Carl L. von Boehm-Bezing, Deutsche-Bank-Vorstand und zuständig für den Geschäftsbereich Firmenkundengeschäft, Immobilien und Financial Services formuliert es so: "Unsere strategische Ressource Kredit wollen wir vornehmlich dort einsetzen, wo seitens des Kunden eine klare Absicht besteht, auch die anderen Bausteine unseres breiten Produktangebotes umfänglich zu nutzen." Im Klartext: Wer nur einen Kredit will, wird den kaum kriegen.

530 000 mittelständische Betriebe zählen die neuen Länder zehn Jahre nach dem Fall der Mauer - mit 3,2 Millionen Beschäftigten. Ein kleines Wunder, findet Schröder, nachdem "der Geist der Selbstständigkeit und die Fähigkeit zur Innovation" zu DDR-Zeiten zerschlagen worden sei. Und weil die Bundesregierung etwas tut, versprach der Kanzler den Anwesenden Schonung. Kleine und mittlere Firmen sollen von der geplanten Unternehmensteuerreform 2001 mit acht Milliarden Mark Nettoentlastung besonders profitieren, die Betriebsvermögen angesichts des Generationswechsels privilegiert bleiben. In 370 000 Unternehmen muss bis 2001 eine Nachfolgeregelung gefunden werden.

Was aber tun die Banken? "Wir brauchen Geduld," erklärte Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. Breuer. Das Terrain in den neuen Ländern sei nach wie vor schwierig. Aber: Man werde sich nicht zurückziehen, dem Mittelstand treu bleiben. Es sei zu hoffen, dass das Beispiel der Deutschen Bank Schule mache, befand der Kanzler prompt: Mittelstandssicherung aus ökonomischen und gesellschaftspolitischen Gründen. Alles in Ordnung also? Immerhin: Drei Viertel der Bruttoerträge im inländischen Firmenkundengeschäft erzielt die Deutsche Bank mit der mittelständischen Wirtschaft. 90 Milliarden Mark Kredite stehen in ihren Büchern. Das freilich sagt noch nicht alles.

Denn auch bei der Deutschen Bank wird mit spitzem Bleistift gerechnet, wenn es um die Zielgruppe Mittelstand, also um Umsatzgrößen zwischen fünf und 250 Millionen Mark, geht. Obendrein kann man sich hinter den Rating-Vorschriften des Bundesamtes für das Kreditwesen verstecken, wonach Firmenkredite auf Risiko abzuklopfen sind. Trotz allem gab es beruhigende Worte für die Kundschaft: "Kredit gibt es weiter und er wird wegen neuer Vorschriften nicht teurer."

Im Übrigen, stellte Breuer schließlich klar, fehle es grundsätzlich doch gar nicht an Kapital. Im Gegenteil, für Firmenneugründungen - so genannte Start Ups - gebe es genügend Mittel. Ein bemerkenswertes Lob an Vater Staat, der ganz wesentlich die Eigenkapitalhilfe für Firmengründer managt. Vorstandskollege von Boehm-Bezing hatte noch am Vortag ganz andere Worte für die staatliche Hilfestellung gefunden: Ein Feigenblatt der Politik sei das, Gründerprogramme aus Gefälligkeit.

Martina Ohm

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