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Wirtschaft: Kreditinstitute: Auch die Banken werben gerne mit großen Zahlen

Was für viele Branchen gilt, davon bleiben auch die Banken nicht verschont. Der Wettbewerb wird härter, dementsprechend wird das Marketing aggressiver.

Was für viele Branchen gilt, davon bleiben auch die Banken nicht verschont. Der Wettbewerb wird härter, dementsprechend wird das Marketing aggressiver. Insbesondere durch den Auftritt der Direktbanken ist die Werbung der Kreditinstitute deutlich aufdringlicher geworden, nicht selten sind die Werbeaussagen für den Laien irreführend. Insbesondere wenn es um den Aktienhandel geht, wobei die meisten Banken die unterschiedlichsten Varianten von Aktienfonds verkaufen möchten, wird mit teilweise recht abenteuerlichen Zahlen jongliert. Der Privatkunde weiß oft nicht mehr, woran er ist. Worauf ist also bei den Werbeprospekten zu achten, wie werden die Zahlen schöngerechnet, welche Tricks werden eingesetzt?

Zuerst wird gerne mit großen Zahlen gearbeitet. Einhundert Prozent Rendite, eine Verdopplung des Kapitals also, in zehn Jahren klingt einfach viel besser als zehn Jahre lang eine Durchschnittsrendite von sieben Prozent, obwohl das in etwa auf das Gleiche hinausläuft. Insbesondere wenn lange Zeiträume betrachtet werden, lässt man sich leicht durch große Zahlen blenden. Es gibt aber durchaus noch viel zweifelhaftere Argumente. So rechnet eine Direktbank in ihrer Werbung für einen Aktienfonds etwa vor, dass der Telekommunikationswert AOL seinen Wert in fünf Jahren fast verdreißigfacht hat. Das ist zwar beeindruckend, aber eine solche Aussage sollte genauer hinterfragt werden. Da weiß die Bank nun also - im Nachhinein wohlgemerkt - dass eine ganz gezielt ausgesuchte Aktie in einem ganz gezielt ausgesuchten Zeitraum eine fantastische Wertentwicklung hatte. Das soll nun ein Argument sein, einen Investmentfonds zu kaufen. Dieser besteht per Definition aus vielen Aktien und kann daher derartige Ausnahme-Entwicklungen nicht erleben.

Ferner wird meist darauf hingewiesen, dass aus vergangenen Entwicklungen nicht auf die Zukunft geschlossen werden kann. Das stimmt, und eben deswegen sind solche Zahlen für die Werbung nur sehr bedingt geeignet. Wenn überhaupt, dann sollte lieber die tatsächlich realisierte - im Gegensatz zu einer bei nachträglicher Betrachtung theoretisch möglichen - Rendite dieses oder eines vergleichbaren Fonds betrachtet werden. Auch in diesem Fall wird aber immer noch die Trickkiste bemüht. Häufig werden außergewöhnliche Renditen auf sehr lange Zeiträume hochgerechnet. Zwar mag ein Aktienfonds durchaus einmal 30 Prozent und mehr im Jahr zulegen. Auf lange Sicht, 25 Jahre etwa, ist der Wertzuwachs pro Jahr aber deutlich geringer, die Entwicklung des Gesamtmarktes ist nur sehr schwer zu übertrumpfen. Wenn hier mit Renditen um die 20 Prozent pro Jahr gearbeitet wird, bedarf das einer Rechtfertigung.

Zu allem Überfluss werden hier zum Vergleich meist festverzinsliche Anlageformen herangezogen. Selbstverständlich in ihrer unattraktivsten Variante, dem klassischen Sparbuch nämlich mit Renditen deutlich unter zwei Prozent. Die Grundsatzaussage, nämlich dass auf lange Sicht die Kapitalanlage in Aktien die sinnvollste Variante ist, bleibt selbstverständlich richtig. Sehr gewagt sind aber die Prognosen, in welch unglaublichen Dimensionen sich dieser Vorteil auswirken soll. Würden tatsächlich 25 Jahre lang 20 Prozent pro Jahr erwirtschaftet, so wäre der glückliche Anleger am Ende fast Millionär, wenn er heute nur zehntausend Mark hat. Auch die Risiken einer Aktienanlage werden meist nur im Kleingedruckten erwähnt.

Markus von Rimscha

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