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Kreditwürdigkeit: Griechenland als Testfall

Die Kreditwürdigkeit des Landes sinkt, Aktien stürzen ab – die EU soll helfen.

Athen - Der chronische Defizitsünder Griechenland gerät immer stärker unter Druck der Finanzmärkte, der internationalen Ratingagenturen und der EU. Das Finanzunternehmen Fitch stufte die Kreditwürdigkeit Griechenlands am Dienstag herunter. Die Europäische Zentralbank forderte von Athen „mutige Maßnahmen“, um die desolaten Staatsfinanzen zu konsolidieren. Wachsende Zweifel an der Kreditwürdigkeit des Landes ließen am Dienstag nicht nur die Kurse griechischer Staatsanleihen fallen.

Auch der Athener Aktienindex stürzte um mehr als fünf Prozent ab. In Frankfurt am Main geriet der Dax unter Druck. Für Verunsicherung sorgte auch hier die Befürchtung, die Krise könne auf andere schwache Länder der Eurozone wie Italien oder Portugal übergreifen. Damit wird die griechische Finanzmisere zu einem Test für die Währungsunion. Bereits am Montag hatte die Ratingagentur Standard & Poors mit einer Herabstufung gedroht. Die bisher von der Regierung vorgelegten Konsolidierungspläne seien unzureichend und würden nicht zu einem nachhaltigen Abbau der Defizite und der Schuldenlast führen, kritisierte S & P. Das brachte griechische Staatsanleihen unter massiven Verkaufsdruck.

Die seit Oktober amtierende Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou sieht sich mit einer massiven Finanzkrise konfrontiert. Das Haushaltsdefizit explodiert förmlich: Statt sechs Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, wie noch im September von der konservativen Vorgängerregierung veranschlagt, wird es in diesem Jahr 12,7 Prozent vom BIP erreichen – das Vierfache der im EU-Stabilitätspakt festgeschriebenen Höchstgrenze von drei Prozent.

Der hohe Risikozuschlag, den der griechische Staat inzwischen für seine Anleihen zahlen muss, spiegelt die Zweifel an der Kreditwürdigkeit des Landes wider. Dennoch widerspricht Jean-Claude Juncker, Chef der Euro-Gruppe und Luxemburgs Premier, den kursierenden Pleiteszenarien entschieden: „Griechenland steht in keinem Fall vor dem Staatsbankrott“, versicherte Juncker. Wer darauf spekuliere, der täusche sich. Allerdings räumte er in der Zeitung „Eleftherotypia“ ein, die neue Regierung steht vor einer „tragischen Situation“ und müsse dringend „harte Maßnahmen“ zur Budgetkonsolidierung ergreifen. Gerd Höhler

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