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Google umwirbt die Start-ups-Szene: Im Umspannwerk Kreuzberg wird ein Campus eröffnet, wo Unternehmensgründer lernen und sich vernetzen sollen.

© dpa

Kreuzberg bekommt einen Start-up-Campus: Google erweitert seine Repräsentanz in Berlin

Auf 2400 Quadratmetern entsteht im Kreuzberger Umspannwerk Kreuzberg ein Campus für Start-ups. Auch das Google-Hauptstadtbüro zieht um.

Berlin - Symbolisch hätte Google kaum einen besseren Ort wählen können: Im Umspannwerk Kreuzberg wird der erste deutsche Start-up-Campus des US-Unternehmens entstehen. Dort, wo früher die Stromversorgung der Stadt organisiert wurde, sollen Gründer von Tech-Firmen nun elektrisierende Geschäftsideen entwickeln. Auf dem 2400 Quadratmeter großen Gelände können sie Workshops besuchen, sich austauschen und vernetzen. Die Eröffnung ist für Ende 2017 geplant, in den kommenden Wochen soll mit dem Umbau begonnen werden.

„Das ist ein wichtiger Tag für Berlin“, betonte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der das Projekt am Mittwoch zusammen mit Googles Vize-Chef in Deutschland, Philipp Justus, vorstellte. Googles Engagement des sei ein klares Bekenntnis für den Standort Berlin, sagte Müller. Gerade in seiner künftigen Zusatzfunktion als Wissenschaftssenator begrüße er den Bau des Google Campus, da dieser zu einer noch stärkeren Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Institutionen der Stadt und der Wirtschaft beitragen könne.

Wie viel Geld Google in den Campus investiert, teilt das Unternehmen nicht mit. Auch schweigt es über die Dauer des Mietvertrags, auch die Eigentümerin des Umspannwerks, die Immobilienfirma Avignon Capital, äußerte sich nicht. Googles Vize-Präsident Justus sagte lediglich, dass das Projekt „langfristig“ angelegt sei. Eine finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt habe es für die Ansiedlung aber nicht gegeben, erklärte Müller. Google sei schließlich stark genug, um ein solches Projekt alleine zu stemmen.

Berlin ist bereits die siebte Stadt, in der ein solcher Google-Campus entsteht, ähnliche Einrichtungen gibt es bereits in London, Madrid, Warschau, Seoul, Sao Paulo und Tel Aviv – folglich stand die deutsche Hauptstadt, die sich gerne fast auf Augenhöhe mit dem Silicon Valley sieht, als Start-up-Standort nicht ganz oben auf der Google Agenda.

Tatsächlich aber scheint das US-Unternehmen nun Berlin mehr in den Fokus zu nehmen. 1100 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen deutschlandweit: In München ist die Entwicklungsabteilung ansässig, die Zentrale ist in Hamburg, woran sich laut Justus auch nichts ändern soll. Doch der Berliner Standort wird nun ausgebaut. Neben dem Start des Campus Ende 2017 zieht Google 2018 mit seinem Hauptstadtbüro von Unter den Linden in die ehemalige Frauenklinik auf dem Forum Museumsinsel.

„Berlin ist inzwischen eine feste Größe in der internationalen Technologielandschaft geworden. Wir wollen mit dem Campus den hiesigen Gründergeist verstärken und Start-ups unterstützen, die mit ihren Ideen die Welt verändern wollen“, sagte Justus. Die Teilnahme an den Kursen sei für die Unternehmensgründer kostenlos, und wer sich beispielsweise nur locker austauschen wolle, könne dafür das Campus-eigene Café nutzen.

Selbstverständlich entdeckt das börsennotierte Unternehmen nun nicht etwa seine altruistische Ader. Vielmehr setzt es darauf, dass die Start-up-Gründer von heute die Google-Kunden von morgen werden. Nicht nur, wenn es um die Buchung von Anzeigen geht. Sondern in den Kursen wird beispielsweise Googles Virtual-Reality-Plattform Daydream oder die Google Cloud vorgestellt. Aber auch andere Inhalte sollen vermittelt werden, auch von Trainern jenseits der Google-Welt. Bewerben für die Programme könne sich jeder, der ein Start-up gegründet habe oder gründen wolle, erklärt Justus. „Mompreneurs“, also Mütter mit Geschäftsideen, oder ältere Unternehmensgründer ab 50, sollen speziell gefördert werden, um einen Beitrag zu einer diverseren Gründerszene zu leisten.

Dazu werden acht Start-ups in ein sechsmonatiges Intensivtraining aufgenommen. Passende Bewerber sollen demnächst gesichtet werden, Chancen haben die mit „elektrisierenden“ Ideen.

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