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Krise an den Finanzmärkten: US-Notenbankchef Bernanke kommt nach Berlin

Wenn der Chef der amerikanischen Notenbank Fed, Ben Bernanke, zu Besuch kommt, wird Berlin für wenige Stunden zum Zentrum der internationalen Finanzwelt. Gemeinsam mit Bundeskanzlerin Merkel soll ein Ausweg aus der Krise an den Finanzmärkten gefunden werden.

Am morgigen Dienstag werden die Börsianer in London, New York und Tokio nach Berlin schauen. Für wenige Stunden wird die deutsche Hauptstadt zum Nabel der internationalen Finanzwelt, wenn der Chef der amerikanischen Notenbank Fed, Ben Bernanke, zu Besuch kommt.

Bernanke wird mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesbankpräsident Axel Weber über die aktuelle Krise auf den Finanzmärkten sprechen und anschließend in einer von der Bundesbank organisierten Rede auch die Öffentlichkeit über seine Einschätzung der Lage informieren. Der Auftritt ist zwar lange geplant, er hat aber durch die Krise der vergangenen Wochen erheblich an Brisanz gewonnen. Die Notenbanken in den USA und Europa stehen bei der Lösung der Krise im Fokus. Sie mussten den Geschäftsbanken auf dem Geldmarkt zuletzt immer wieder mit Milliardenbeträgen unter die Arme greifen, weil diese sich gegenseitig vor lauter Misstrauen kein Geld mehr leihen wollten.

Bei der Zinspolitik steht sowohl die Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main unter Druck. Die EZB, zu der auch die Bundesbank gehört, hat vor wenigen Tagen die geplante Erhöhung der Leitzinsen verschoben. In den USA rechnen Volkswirte für die nächste Sitzung der Fed am 18. September sogar mit einer Leitzinssenkung, nachdem die Notenbank schon im August den zweitwichtigsten Zins, den Diskontsatz, gesenkt hatte. Bernanke könnte in Berlin weitere Signale geben. Unlängst hatte er bekräftigt, die Fed werde alles tun, damit die Finanzkrise nicht auf den Rest der Wirtschaft übergreift.

Europäisch-Amerikanische Achse

Die Krise ist die erste echte Bewährungsprobe für den früheren Princeton- Professor seit seinem Amtsantritt im Februar 2006. Gemessen wird er immer noch an seinem berühmten Vorgänger, Alan Greenspan. Doch Bernanke pflegt einen anderen Stil. Radikale Zinssenkungen, mit denen Greenspan in seiner 18-jährigen Amtszeit auf Finanzmarkt- und Konjunkturkrisen reagierte, erwartet man von Bernanke nicht. Während Greenspan gerne verschrobene Formulierungen gebrauchte, setzt sein Nachfolger auf eine klare Sprache. Der 53-Jährige aus den Südstaaten gilt als offen und kooperativ. Er höre besser zu, und das sei gut, sagt der renommierte US-Geldtheoretiker Allan Meltzer. Ähnlich sehen es deutsche Beobachter. „Das Verhältnis zwischen EZB- Präsident Jean-Claude Trichet und Bernanke ist gut“, meint Michael Schubert von der Commerzbank.

In den vergangenen Wochen hatten die beiden Notenbankchefs häufig Kontakt. Fünf bis sechs Mal habe er jüngst mit Bernanke telefoniert, sagt Trichet. Ein direkter Draht ist den Europäern wichtig. Sie haben auch ein Büro in Washington. Die Fed ist dagegen in Deutschland nicht vertreten. Auch gemeinsame Gremien haben die beiden Notenbanken nicht.

Das Verhältnis zwischen Fed und EZB gilt dennoch als unkompliziert. „Aber sie stehen auch im Wettbewerb um das bessere Konzept“, sagt Ulrich Kater, Chef- Volkswirt der Dekabank. Bernanke favorisiert die Steuerung der Geldpolitik mit Blick auf die Inflationsrate. Zudem soll die Fed auch die Konjunktur stimulieren. Die EZB orientiert sich dagegen ausschließlich an den beiden Säulen Geldmenge und Preisentwicklung.

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