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Wirtschaftsminister Guttenberg und GM-Chef Carl-Peter Forster

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Krise bei Opel: Noch mehr Kapital benötigt - Rettungschancen für Opel sinken dramatisch

Noch mehr Kapital für Opel? Medienberichten zufolge fordert die Unternehmensspitze nun vier Milliarden Euro anstatt der bisher diskutierten 3,3 Milliarden. Damit sinken die Rettungschancen für den Autobauer deutlich.

Der angeschlagene Autobauer Opel benötigt offenbar deutlich mehr Kapital als bisher bekannt. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus“ am Samstag vorab berichtete, fordert Opel Staatshilfen in Höhe von vier Milliarden Euro. Diese Summe habe der Aufsichtsratschef von General-Motors-Europa, Carl-Peter Forster, bei einem Treffen mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Freitag in Berlin genannt. Bislang war die benötigte Summe auf 3,3 Milliarden Euro beziffert worden. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl (CSU), sieht derweil kaum noch Rettungschancen für Opel. Eine Insolvenz könne nur noch vermieden werden, wenn Opel schnell ein Zukunftskonzept vorlege.

Ob Steuergelder in so beträchtlichem Maß wie von Opel verlangt an ein Unternehmen fließen sollten, das bereits Werksschließungen und die Entlassung Tausender Mitarbeiter angekündigt hat, sei "höchst fragwürdig und unwahrscheinlich“, sagte Wöhrl. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass sie keine Möglichkeiten sieht, Opel aus dem US-amerikanischen Mutterkonzern General Motors (GM) herauszulösen.

Kapital von Banken nur mit staatlicher Bürgschaft

Die Hälfte der nun geforderten vier Milliarden Euro würden laut Forster diverse Banken bereitstellen. Allerdings würden die Geldinstitute die Kredite nur dann bewilligen, wenn die europäischen Staaten mit Opel-Standorten wie Deutschland, Großbritannien, Spanien und Belgien die Bürgschaften übernehmen. Die übrigen zwei Milliarden Euro müssten nach den Opel-Plänen als direkte Staatshilfen fließen.

Presseberichten zufolge hat sich Opel auf ein Drei-Werke-Szenario zum Personalabbau verständigt. Demnach sollen die Produktionsstätten im thüringischen Eisenach und im schwedischen Trollhättan verkauft und das Werk im belgischen Antwerpen vermutlich geschlossen werden. Gleichzeitig sei in den deutschen Werken in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern die Streichung von insgesamt 5110 Produktionsarbeitsplätzen vorgesehen. Weitere Stellen sollen in Verwaltung und Logistik entfallen.

Merkel will helfen, wenn Nutzen für alle Menschen größer als Schaden

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bereitschaft der Bundesregierung zur Rettung des angeschlagenen Autoherstellers Opel an Bedingungen geknüpft. "Wir werden helfen, wenn der Nutzen für alle Menschen größer ist als der Schaden. An diesem Punkt sind wir leider noch nicht“, sagte Merkel am Samstag in ihrem wöchentlichen Video-Podcast im Internet. Man stehe hier "vor einer tiefgreifenden Entscheidung“.

Gleichzeitig forderte die Kanzlerin das Opel-Management auf, das vorgelegte Rettungskonzept nachzubessern. Die Bundesregierung arbeite gemeinsam mit den Landesregierungen der Opel-Standorte sowie den Vertretern von Opel und des Mutterkonzerns General Motors "mit Nachdruck“ daran, eine Lösung zu finden. "Wir sind es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genauso wie den vielen Familienangehörigen der Beschäftigten schuldig, dass wir alles daran setzen“, sagte Merkel.

Politik: Unterschiedliche Meinungen

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) rechnet mit einem Rettungsplan für Opel. Er sei zwar voller Sorge, "aber es gibt eine Chance“, sagte Beck. Dazu zähle auch eine europäische Eigenständigkeit von Opel. Der Vorsitzende der Wirtschaftsministerkonferenz der Länder, Brandenburgs Ressortchef Ulrich Junghanns (CDU), sprach sich gegen eine Sonderbehandlung von Opel aus. "Die Großen dürfen nicht anders behandelt werden als die Kleinen“, sagte Junghanns.

Hessens stellvertretender Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn (FDP) lehnte Staatsgelder zur Rettung des Autobauers entschieden ab. "Opel braucht private Investoren“, sagte Hahn. Die Hauptaufgabe in der Unternehmenskrise liege beim Management und nicht bei der Politik.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wollte dagegen keine Möglichkeit zur Rettung von Opel ausschließen. Zwar sei der US-Mutterkonzern GM in erster Linie in der Pflicht, ein tragfähiges Konzept vorzulegen, doch auch die Politik sei gefordert, sagte Tiefensee. So könne der Staat Kredite und Bürgschaften vergeben. Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) erklärte, er sei noch immer für eine staatliche Hilfe für Opel. (jm/ddp)

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) warnte dagegen vor staatlichen Beteiligungen an Opel. "Mangels eines überzeugenden Konzeptes sollte der Staat die Finger von Opel lassen“, sagte Zeil.

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