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Krise: Kreditversicherer zieht Notbremse bei Arcandor

Die Entscheidung über eine Staatsbürgschaft der Karstadt-Mutter könnte am Montag fallen. Unterdessen zieht Deutschlands größter Kreditversicherer, die Allianz-Tochter Euler-Hermes, beim angeschlagenen Arcandor-Konzern die Reißleine.

Wie das „Handelsblatt“ vom Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie erfuhr, steht die Hamburger Versicherung ab sofort im Fall einer Zahlungsunfähigkeit nur noch für 60 Prozent der ausstehenden Rechnungssumme gerade. Zuletzt konnten Lieferanten der Konzerntöchter wie Karstadt oder Quelle noch mit 85 Prozent rechnen. „Für Lieferanten wird das Geschäft mit Arcandor dadurch äußerst riskant“, erklärte dazu Verbandsjustiziar Christoph Schäfer.

Ähnliche Meldungen bei Konkurrent Hertie hatten im vergangenen Sommer dazu geführt, dass Textilhersteller ihre Geschäftsbeziehungen einstellten. Inzwischen steht Hertie vor der Schließung.

Eine Euler-Hermes-Sprecherin wollte die drastische Erhöhung der Selbstbeteiligung bei Arcandor nicht kommentieren. Arcandor aber bestätigte, dass die Selbstbeteiligung von einigen Kreditversicherern erhöht worden sei.

Wie es bei Arcandor weitergehen wird, entscheidet sich voraussichtlich am kommenden Montag. Nach Informationen des „Handelsblatts“ aus den Entscheidungsgremien wird sich an diesem Tag der Lenkungsausschuss Unternehmensfinanzierung mit dem Antrag des Unternehmens auf Staatshilfe befassen. Bereits am Freitag zuvor steht das Thema Arcandor auf der Tagesordnung des Lenkungsrates Unternehmensfinanzierung, der die Entscheidung vorbereitet.

Ohne Staatshilfe droht Arcandor ab dem 12. Juni die Insolvenz. Das Unternehmen, das zu diesem Termin eine Anschlussfinanzierung benötigt, hat Bundesbürgschaften über 650 Millionen Euro sowie KfW-Kredite über 200 Millionen Euro beantragt. Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick setzt dabei auf Hilfe aus Berlin. Arcandor lasse derzeit nichts unversucht, seine Anträge zustimmungsfähig zu machen, hieß es in den Kreisen der Entscheidungsgremien weiter. „Die setzen alles daran, ihre Anträge über die Hürden zu hieven.“

Auf eine besonders wohlwollende Prüfung im Lenkungsausschuss kann sich Arcandor nur wenig Hoffnung machen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Dienstag, für die Vergabe staatlicher Hilfen gebe es ein klares Prozedere, das nicht von der ersten Sekunde an politikabhängig sei. Sie habe die feste Absicht, das Verfahren für die Vergabe staatlicher Hilfen einzuhalten. Dies gelte auch für Arcandor. Auch SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hält sich entgegen den Aussagen von SPD-Parteichef Franz Müntefering alles offen. (HB)

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