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Wirtschaft: Krisengespräch bei der Lufthansa

Frankfurt (Main) (ro). Vertreter von Lufthansa, der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Pilotenvereinigung Cockpit kommen an diesem Freitag in Frankfurt zusammen, um über ein umfangreiches Sparprogramm zu beraten.

Frankfurt (Main) (ro). Vertreter von Lufthansa, der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Pilotenvereinigung Cockpit kommen an diesem Freitag in Frankfurt zusammen, um über ein umfangreiches Sparprogramm zu beraten. Hintergrund sind die dramatischen Einnahmeverluste seit den Terroranschlägen von New York und Washington. Sollten die Gespräche scheitern, hält Lufthansa-Chef Jürgen Weber Entlassungen für unausweichlich. Lufthansa beziffert die Schäden allein in den ersten sechs Tagen nach dem Unglück auf 60 Millionen Euro (117 Millionen Mark), im September lag der Verlust bei 180 Millionen Euro. Zur Bewältigung der Krise hat Weber eine Vier-Tage-Woche bei entsprechendem Lohnverzicht vorgeschlagen.

Nach Ansicht von Verdi-Sprecher Ingo Schwoppe werden sich die Arbeitnehmer generell allen Möglichkeiten nicht verschließen, um die weltweit rund 86 000 Arbeitsplätze bei Lufthansa zu erhalten. Im vergangenen Jahr hatte die Airline 3,6 Milliarden Euro für Personal ausgegeben, im ersten Halbjahr 2001 waren es 1,9 Milliarden Euro, 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Derzeit überlegt das Lufthansa-Management, in welchen Bereichen überhaupt eine Vier-Tage-Woche möglich ist. Dies dürfte nach Angaben von Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow vor allem für die Bodendienste oder die Technik gelten.

Bei den Piloten und beim Kabinenpersonal führt der starke Rückgang der Nachfrage und die Außerdienststellung von fast 30 Jets der knapp 240 Flugzeuge erst einmal zur Entspannung der Situation. Sie bauen derzeit ihren Überstundenberg ab. Noch bis zum Sommer hatte die Lufthansa händeringend nach Piloten und Flugbegleitern gesucht. Insgesamt hatte die Airline zur Jahresmitte im Vergleich zu Mitte 2000 rund 5000 Mitarbeiter neu eingestellt.

Der im Juni fest gezurrte üppige Tarifabschluss für die rund 4 200 Lufthansa-Piloten soll allerdings nicht aufgebrochen werden. Allein der Abschluss für die Piloten kostet die Lufthansa in diesem Jahr zusammen mit den Streiks vom Frühsommer rund 200 Millionen Euro. Die leistungsorientierte Komponente von rund 16 Prozent fällt für 2001 für die Piloten angesichts des schlechten Ergebnisses ohnehin weg. Damit leiste man bereits einen Beitrag zur Bewältigung der schwierigen Situation bei Lufthansa, heißt es bei der Pilotenvereinigung Cockpit. Trotzdem steigen die Grundgehälter der Piloten in diesem und im nächsten Jahr zusammen genommen um fast 15 Prozent. "Der Tarifvertrag steht aber nicht auf der Tagesordnung", betont Lufthansa- Sprecher Jachnow. Allerdings enthält die Vereinbarung ausdrücklich eine Klausel, wonach bei einer "signifikanten" Veränderung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens Nachverhandlungen möglich seien. Derzeit sucht die Lufthansa an allen Ecken und Enden nach Sparmöglichkeiten. Das seit einem halben Jahr laufende so genannte "D-Check-Programm" zur Wettbewerbssicherung - damit will die Lufthansa von 2003 an ihre Einnahmen um eine Milliarde Euro pro Jahr steigern - wurde unter dem Motto "D-Check akut" ausgeweitet.

Dabei geht es auch um für einen solchen Konzern vermeintlich kleine Beträge: So soll die private Nutzung des Internet durch die Mitarbeiter eingeschränkt werden, was rund 200 000 Euro pro Jahr spart. Um rund eine Million Euro pro Jahr könnten die Übernachtungskosten der Crews gedrückt werden. Auch bei der Vorsteuer verliert die Lufthansa jedes Jahr mehrere einhundert Millionen Euro, weil die Mitarbeiter ihre Hotelrechnungen auf den eigenen Namen statt auf die Lufthansa ausstellen lassen, heißt es in der Mitarbeiter-Zeitung.

ro

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