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Wirtschaft: Kritik der Wirtschaftforscher - skeptisch, aber ohne Konfrontation (Kommentar)

Die Kritik der sechs Wirtschaftsforschungsinstitute hätte härter ausfallen können. Im Grundsatz, so zeigte sich während der erstmals in Berlin stattfindenden Präsentation ihres halbjährlichen Gutachtens, sind die Experten mit der Bundesregierung so unzufrieden nicht.

Die Kritik der sechs Wirtschaftsforschungsinstitute hätte härter ausfallen können. Im Grundsatz, so zeigte sich während der erstmals in Berlin stattfindenden Präsentation ihres halbjährlichen Gutachtens, sind die Experten mit der Bundesregierung so unzufrieden nicht. Dass die Konjunkturforscher dem rot-grünen Regierungsprogramm skeptisch gegenüber stehen, war klar. Das zeigt sich besonders beim Bündnis für Arbeit, bei der Rente mit 60 und bei der Unternehmensteuerreform. Doch die generelle Idee einer Steuerreform und der Sparkurs von Finanzminister Hans Eichel gefallen den Wissenschaftlern - und das sagen sie auch. So fällt auf, dass sich die Forschungsinstitute damit zurückhalten, die Regierungspolitik zu verdammen. Schon im Frühjahrsgutachten war ihr Widerspruch ziemlich verhalten. Dabei gäbe es genug Ansatzpunkte - schließlich wird der konjunkturelle Aufschwung zwar kräftiger, aber er sorgt keineswegs für nachhaltige Besserung auf dem Arbeitsmarkt. Doch offensichtlich interpretieren die Forscher ihre Bedeutung als Politik-Berater neu. Sie könnten - theoretisch durchaus überzeugend - attackieren, was Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Minister in der Wirtschaftspolitik fabrizieren. Aber sie wollen glaubwürdig bleiben - und nah an der politischen Diskussion. Man mag sich wünschen, die Forscher hätten sich heftiger gegen die Regierung gestemmt. Aber was sie tun, ist weitaus geschickter: Gut möglich, dass sich Schröder und seine Minister mit dem Gutachten auseinander setzen.

jhw

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