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Wirtschaft: Kündigungswelle der 630-DM-Kräfte

BERLIN (olm).Rund 5000 spontane Kündigungen sind in der Piepenbrock-Unternehmensgruppe eine erste Folge der Neuregelung für die versicherungsfreien Beschäftigungsverhältnisse.

BERLIN (olm).Rund 5000 spontane Kündigungen sind in der Piepenbrock-Unternehmensgruppe eine erste Folge der Neuregelung für die versicherungsfreien Beschäftigungsverhältnisse."Der Fehltritt von Arbeitsminister Riester" habe in der Gebäudereinigungsbranche katastrophale Auswirkungen, sagte Firmenchef Hartwig Piepenbrock am Mittwoch in Berlin.

Betroffen sind danach vor allem die zahlreichen kleineren Unternehmen, bei denen der Lohnanteil der 630-DM-Jobs sehr hoch ist.Allein wegen des erheblichen bürokratischen Mehraufwands sei in vielen Firmen inzwischen das Chaos ausgebrochen, so Piepenbrock.In manchen Unternehmen kämen bis zu 35 Prozent der Belegschaft nicht mehr zur Arbeit.Der Grund: Vielfach bleiben für die Beschäftigten nach allen Abzügen monatlich nur noch 370 DM in der Lohntüte.

Trotz der 5000 Kündigungen halten sich die Auswirkungen bei Piepenbrocks eigener Firma allerdings in Grenzen.Von den gruppenweit 36 500 Mitarbeitern sind nach Angaben des Firmenchefs 17 000 Mitarbeiter in versicherungsfreien Arbeitsverhältnissen beschäftigt.Das entspreche einer Lohnsumme von nur knapp 20 Prozent.Damit liege man weit unterhalb des Branchendurchschnitts.Bedrohlich sei dagegen der explosiv angestiegene Krankenstand.Für jede Stelle, die neu besetzt werden muß, entstehen dem Unternehmen nach eigenen Angaben rund 500 DM zusätzliche Kosten.Der Mehraufwand wird mit 2,5 Mill.DM angegeben.

Unbestritten sei, daß an einer Neuordnung der versicherungsfreien Beschäftigung kein Weg vorbeiführe.Jetzt erlebe man allerdings einen schlecht durchdachten Schnellschuß, der eine ordentliche Planung in den Unternehmen unmöglich mache.

Piepenbrock forderte eine Aussetzung der Regelung mit dem Ziel, aus den bisherigen Erfahrungen zu lernen und ohne zeitlichen Druck ein neues Gesetz zu erarbeiten.Die Bundesregierung müsse einsehen, die wirtschaftliche Lage völlig verkannt zu haben.Nur wenn die schwerwiegenden Fehler wieder rückgängig gemacht würden, könnten schlimmere Folgen in der Zukunft verhindert werden.

Das neue Steuerentlastungsgesetz bezeichnete Piepenbrock als "Mogelpackung".Die zusätzlichen Kosten seien enorm.Bereits ohne die Folgen der Neuregelung der 630-DM-Jobs entstünde dem Unternehmen eine zusätzliche Belastung von jährlich mehr als sieben Mill.DM.Allein die Ökosteuer führe zu Mehrkosten von 510 000 DM.Die Entlastung durch die Reduzierung des Arbeitgeberanteils zur Rentenversicherung betrage dagegen nur 1,4 Mill.DM.

Im Verbund von über 200 Niederlassungen im In- und Ausland beendete die Unternehmensgruppe das Geschäftsjahr 1998 bei einem Plus von 3,7 Prozent mit einem Gesamtumsatz in Höhe von mehr als 1,1 Mrd.DM.Der erwirtschaftete Cash-flow wird mit sieben Prozent beziffert, was nach Angaben Piepenbrocks einem leichten Ertragsrückgang entspricht.

Um die Marktposition weiter zu verbessern, will sich das Unternehmen künftig noch stärker im Kerngeschäft der Gebäudedienstleistung engagieren.Hier werden bereits 90 Prozent der Umsätze erzielt.Entsprechend dieser Planung gehen die industriellen Aktivitäten weiter zurück.

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