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Künstliche Intelligenz: Ohne Rechner läuft nichts

Luftfahrt, Autos und Medizin: Ohne Computertechnik geht es nicht. Doch häufig bleibt der Mensch letzte Instanz.

Im Prinzip könnte ein Flugzeug heute auch ohne Pilot fliegen – aber es würde wahrscheinlich niemand einsteigen. „Die meisten Menschen vertrauen darauf, dass die Technik funktioniert“, sagt Dietrich Manzey, Fachgebietsleiter Arbeits-, Ingenieur- und Organisationspsychologie an der TU Berlin. Aber so weit reicht das Vertrauen dann doch nicht. „Für die Passagiere ist es beruhigend, dass ein Pilot mit an Bord ist, der im Notfall eingreifen kann, und dass die Maschine nicht von jemandem am Boden ferngesteuert wird.“

In kaum einer Branche ist der Automatisierungsgrad höher als in der Luftfahrt. Die viele Technik wurde eingeführt, weil sie das Fliegen sicherer macht, denn Menschen werden müde, lassen sich ablenken, machen Fehler. Doch die zunehmende Komplexität führt wiederum dazu, dass die Systeme fehleranfälliger werden und sie niemand mehr vollständig überblicken kann. „Automation ist nur so gut, so weit die Situation, in die man gelangt, bereits vorgedacht wurde“, sagt Manzey. „Der Mensch bleibt also eine Art letzte Instanz.“ Es entsteht der Widerspruch, dass technische Systeme eingeführt werden, um Fehler zu vermeiden – zugleich der Mensch aber wieder eingreifen muss, wenn kritische Situationen auftauchen.

Auch moderne Autos strotzen vor Computertechnik. „30 Prozent der Wertschöpfung in einem Auto sind heute bereits Elektrik und Elektronik“, sagt Michael Römer von der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Und die Wachstumsraten sind enorm: „Wir schätzen, dass dieser Anteil bis zum Jahr 2015 auf 40 bis 50 Prozent steigt.“ Auch hier soll die Technik das Autofahren sicherer machen, den Komfort erhöhen oder die Kommunikation verbessern. Aber die Abhängigkeit von der sensiblen Technik hat ihren Preis: So kann das Aufspielen einer neuen Software auch dazu führen, dass das Auto gar nicht mehr anspringt. „Softwarefehler, der Ausfall von Steuergeräten oder andere Fehler der Elektrik oder Elektronik sind heute bereits für 40 Prozent der Autopannen verantwortlich“, sagt Römer. „Theoretisch ist es möglich, fehlerfreie Software zu entwickeln“, ergänzt Axel Freyberg von A.T. Kearney. Doch das wäre sehr aufwendig und teuer, weil jede denkbare Situation eingebaut werden müsste. „Es kann sich also lohnen, einen Algorithmus zu entwickeln, der in 99 Prozent der Fälle gut funktioniert. In unvorhersehbaren Situationen muss dann der Mensch eingreifen.“

Der Mensch selbst ist so ein komplexes, chaotisches System, dass sich in der Medizin viele Dinge nicht automatisieren lassen. Dennoch: „Der Computer ist heute aus der Medizin nicht mehr wegzudenken“, sagt Johannes Gehron, Pressebeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Kardiotechnik. Vor allem bei der Überwachung von Geräten, der Auswertung von Daten und in Dokumentationssytemen kommt Informationstechnik zum Einsatz. Sogar Kunstherzen werden von Rechnern gesteuert. Aber wenn es etwa an die Herz-Lungen-Maschine geht, dann steuern die Mediziner per Hand. „Es gibt keinen Rechner, der das schafft“, sagt Kardiotechniker Gehron.

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