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Wirtschaft: Kundgebung in Berlin - IG Metall kämpft für Lohnangleichung

Mit Trommelwirbeln und Pfeifkonzert begleiteten Montagmittag mehr als 1000 IG-Metall-Mitglieder die Tarifverhandlungen in Berlin. Trotz niedriger Temperaturen war die Stimmung unter Arbeitnehmern und Gewerkschaftssprechern vor dem Hotel Interconti aufgeheizt.

Mit Trommelwirbeln und Pfeifkonzert begleiteten Montagmittag mehr als 1000 IG-Metall-Mitglieder die Tarifverhandlungen in Berlin. Trotz niedriger Temperaturen war die Stimmung unter Arbeitnehmern und Gewerkschaftssprechern vor dem Hotel Interconti aufgeheizt. "Es wird in Westberlin keinen Tarifvertrag geben ohne einen in Ostberlin", rief Hasso Düvel, IG-Metall-Bezirksleiter für Berlin, Brandenburg und Sachsen, den versammelten Gewerkschaftsmitgliedern zu. "Wenn Arbeitgeber sich zehn Jahre nach der Wiedervereinigung noch gegen eine Angleichung der Tarifverträge stellen, dann wollen sie diese Ungleichheit auch in Zukunft erhalten", sagte Düvel. Das Argument, die Lohnstückkosten im Osten seien höher und die Erträge niedriger, gelte längst nicht mehr. Die Löhne und vermögenswirksame Leistungen müssten deshalb dringend angepasst werden.

"Zehn Jahre deutsche Einheit bedeutet zehn Jahre Kampf um Angleichung", bekräftigte Jürgen Peters, zweiter Vorsitzender der IG Metall. Niedrigere Löhne im Osten seien kein Wettbewerbsvorteil sondern eine "Schweinerei". Peters warnte die Arbeitgeber, die Fronten nicht weiter zu verhärten. Sie müssten jetzt einen konsensfähigen Lösungsvorschlag präsentieren. Denn "Millionen sind stärker als Millionäre", sagte Peters.

Dieter Scholz, Landesvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin und Brandenburg, versprach die Solidarität der anderen Arbeitnehmerverbände. Zehn Jahre nach der Wiedervereinigung müsse nun auch die Tarifmauer fallen. Es gelte zu verhindern, dass die Entwicklung im Osten von der im Westen abgekoppelt werde.

"Keine Menschen zweiter Klasse"

Dieser Meinung waren auch die demonstrierenden Gewerkschaftsmitglieder. "Wir sehen nicht ein, weiter wie Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden", ärgerte sich Petra Gundlach, Diplomingenieurin bei der Firma ABB Alston Power in Berlin-Wilhelmsruh. Gemeinsam mit etwa 100 Kollegen war die Metallerin zur Kundgebung angereist, um in Zukunft unter ähnlichen Bedingungen arbeiten zu können, wie die Beschäftigten im Westen. Auch die Belegschaft der Firma Siemens demonstrierte Geschlossenheit. "Wir finden es eine Sauerei, dass man die Kollegen im Osten hängen lässt", sagte Klaus-Dieter Förster, Betriebsratsvorsitzender der KWU Siemens. "Die Leute dort arbeiten zu italienischen Tarifen und einen Monat umsonst", schimpft Förster. Ein Arbeitnehmer der Siemens Verkehrstechnik freute sich über die Unterstützung der nach Westtarif bezahlten Kollegen. "Diese Lohnunterschiede in einem Unternehmen, in einer Stadt, können wir nicht mehr hinnehmen", sagte er.

Auch Elektriker Michael Schelenz von der Firma Graphischer Maschinenbau in Berlin-Spandau forderte "gleiches Geld für gleiche Arbeit". Etwa 80 von 100 seiner Kollegen seien bei der Kundgebung dabei, um höhere Löhne und vermögenswirksame Leistungen im Osten einzufordern. Doch viele Metaller glauben, dass es bis zur völligen Tarifeinheit noch eine Weile dauern wird - trotz der erneut demonstrierten Solidarität unter den Beschäftigten.

bb

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