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Wirtschaft: Kurse der US-Versicherer steigen wieder

Man hätte glauben können, dass die US-Versicherungs-Industrie nach den Terror-Attacken von Investoren gemieden wird. Immerhin kostet die von Menschen verursachte Katastrophe mindestens 40 Milliarden Dollar (rund 90 Milliarden Mark) Schadensersatz.

Man hätte glauben können, dass die US-Versicherungs-Industrie nach den Terror-Attacken von Investoren gemieden wird. Immerhin kostet die von Menschen verursachte Katastrophe mindestens 40 Milliarden Dollar (rund 90 Milliarden Mark) Schadensersatz. Doch die Aktien der Schadensversicherer und ihrer Rückversicherungen haben sich überraschend schnell erholt und steigen weiter. Saftige Prämien-Erhöhungen - um teilweise 30 Prozent, in manchen Sparten sogar bis um 100 Prozent - machen die Verluste mehr als wett. Außerdem gelten Versicherungen als weitgehend konjunktur-unabhängig, das lässt sie im gegenwärtigen Umfeld einer Rezession attraktiv erscheinen.

"Das Muster bei solchen Katastrophen ist immer das Gleiche", sagt Wertpapier-Analyst Michael Weinstein von der Vermögensverwaltung Putnam Investments, "die Prämienzuwächse sind höher als die entstandenen Schäden". Das Risiko bleibt außerdem beschränkt. Viele Konzerne schließen nämlich in ihren neuen Verträgen die Entschädigung bei Terror-Attacken aus. Am meisten profitieren ausgerechnet diejenigen Konzerne, die von der Katastrophe am stärksten betroffen waren. Sachversicherer wie etwa die American International Group oder Chubb werden längst weit über ihren Kursen vom 10. September gehandelt, ebenso die Rückversicherer wie Warren Buffets Berkshire Hathaway, die ParnterRe oder XL Capital gehören. Alle sind von den Attacken stark betroffen. Pleiten drohen jedoch nicht.

Um durchschnittlich 1,6 Prozent haben sich die Kurse der Sachversicherer im Oktober verbessert, trotz der von Verlusten durch Terror-Attacken geprägten Quartalszahlen. Versicherungs-Analyst Alain Karaoglan von der Deutschen Bank in New York glaubt, dass damit das Kurspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist. Besonders kräftige Kursverbesserungen haben die auf den Bermudas angesiedelten Konzerne verzeichnet. In dem Steuerparadies haben sich vor allem viele Rückversicherer niedergelassen. Ihre Kurse stiegen im Oktober um 13 Prozent. "Sie sind für die ernsteren, aber nicht so häufigen Fälle zuständig", sagt Karaoglan. Solange es zu keinen weiteren Katastrophen kommt, könnten sie damit von höheren Prämien profitieren, ohne entsprechende Verluste zu haben. Allerdings steht der Schaden nach den Terror-Attacken nicht endgültig fest.

Dass Versicherer trotz allem derzeit eine attraktive Branche sind, beweist auch die Zahl der erfolgreichen Börsengänge. Erst in der vergangenen Woche hat der Krankenversicherungs-Konzern Anthem Aktien im Wert von 1,7 Milliarden Dollar platziert. Die Terror-Attacken haben außerdem Lebensversicherungen positive Geschäfts-Impulse gegeben, beobachtet Analyst Colin Devine von der Investmentbank Salomon Smith Barney. Die US-Bürger seien jetzt geneigt, sich stärker abzusichern. Devine favorisiert vor allem die Werte John Hancock, Lincoln National und die Allmerica Financial Corp. Unter den Sachversicherern hat Alain Karaoglan den Rückversicherer RenaissanceRe an der Spitze seiner Empfehlungsliste. Attraktivster Sachversicherer sei die Hartford Gruppe. Auch Allstate, Chubb und Marsh & McLennan hat Karaoglan auf seiner Empfehlungsliste. Den Vorzeige-Konzern American International Group findet Karaoglan allerdings zu teuer.

hus

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