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Wirtschaft: Kurswechsel bei Siemens stößt auf Skepsis

MÜNCHEN (tmh).Die jüngste Kursexplosion der Siemens-Aktie und damit verbundene Hoffnungen auf steigende Gewinne des Elektrokonzerns stoßen bei Experten und Bankenanalysten auf große Skepsis.

MÜNCHEN (tmh).Die jüngste Kursexplosion der Siemens-Aktie und damit verbundene Hoffnungen auf steigende Gewinne des Elektrokonzerns stoßen bei Experten und Bankenanalysten auf große Skepsis."Das halte ich für eine Luftblase," kommentierte der Siemens-Experte der Berliner Bankgesellschaft, Hans Huff, den Aktienkurs der Siemensianer.Kollegen bei der Bayerischen Vereinsbank (BV) und der Bayerischen Landesbank geben ihm recht.Das Siemens-Papier ist nach hoffnungserweckenden Äußerungen des Managements zuletzt um 20 Prozent auf rund 130 DM in die Höhe geschossen.Den Analysten fehlt durchweg der Glaube an steigende Profite und schnelle Beseitigung von Problemfeldern im Siemens-Konzern."Alter Wein in neuen Schläuchen," quittierte der Siemensspezialist der Bayern LB, Martin Nitsch, das neue Zehn-Punkte-Programm des Elektroriesen.Es sei nur eine neuerliche Darstellung altbekannter Mängel.Größter Hoffnungsschimmer darin sei die Aussicht auf Börsengänge einzelner Siemens-Sparten.Die aktuelle Kursentwicklung hält Nitsch für "total überzogen" und stuft das Papier weiter auf "untergewichten" ein.

Sein Berliner Kollege Huff ist optimistischer und nimmt Siemens auf "gleichgewichten".Auch für ihn ist der aktuelle Kurs aber nicht nachvollziehbar.Die jüngst präsentierten Ergebnisprognosen seien "miserabel".Schon in der Vergangenheit habe Siemens mehrmals Programme zur Wertsteigerung aufgelegt, die aber nicht gegriffen hätten.Diesmal sei der Erfolgsdruck durch die schlechten Ergebnisse aber sehr hoch, relativiert Huff.Die Siemens-Probleme seien zum großen Teil hausgemacht, kritisiert sein BV-Kollege Peter Thilo Hasler.Die technischen und das Ergebnis belastenden Mängel in der Energiesparte KWU seien ebenso im Haus zu verantworten wie das Hinterherhinken bei mobilen Telefonen, wo Siemens eine ganze Produktgeneration verschlafen habe.In der ebenfalls schwächelnden Verkehrstechnik habe Siemens zu lange Marktanteile hinzugekauft, ohne auf die Rendite zu achten.Nur der vierte Problembereich Halbleiter gehe vor allem auf das Konto des Markts mit Preisdumping aus Korea.

Besserungsansätze sehen die Analysten durchaus, wenn vorerst auch noch oft das Vertrauen auf Umsetzung fehlt.So berge der angekündigte Umbau der Kommunikations- und Informationsbereiche im Siemens-Konzern große Potentiale.Als Verkaufskandidaten gelten an der Börse die Medizintechnik und kleinere Siemens-Einheiten.Wünschenswert wäre nach Ansicht von Analysten vor allem der Verkauf der seit Jahren kränkelnden Verkehrstechnik.Dafür gebe es aber wohl keinen Käufer.Größere Zukäufe von Siemens hält derzeit kaum ein Börsianer für wahrscheinlich.Fantasie entwickeln sie dagegen in puncto Börsengang einzelner Siemens-Teile.Hierführ werden Osram genannt oder auch die Sparten Halbleiter, Medizin- und Verkehrstechnik.Mit radikalem Personalabbau rechnet kein Analyst.Bei Halbleitern seien aber Produktionsstops oder die Stillegung von Fabriken möglich.Von Pierer habe mit dem Zehn-Punkte- Programm Fantasie geweckt, obwohl es inhaltlich wenig Neues beinhalte, so Huff und Kollegen.Das gelte vor allem für die Aussage, den Aktienkurs steigern zu wollen, weil Aktien zur Akquisitionswährung geworden seien.Gerüchte um ein Interesse am US-Konzern Motorola seien zwar nicht neu.Der Vorstand habe nun aber Spekulationen in Richtung einer Megafusion eröffnet."Es kann viel passieren," schätzt Huff.

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