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Kurz vor der Abwicklung: Der Kampf um die Zukunft von Quelle flammt erneut auf

Der Betriebsratschef will von neuen Investoren für das Kerngeschäft wissen - doch der Insolvenzverwalter dementiert. Kurz vor der Abwicklung des Unternehmens steht nun Aussage gegen Aussage.

"Neue Hoffnung für Quelle", meldet die "Süddeutsche Zeitung" an diesem Nachmittag. Das ist auf jeden Fall zugespitzt, womöglich liegt das Blatt sogar daneben. Die Zeitung beruft sich auf "mit dem Vorgang vertraute Kreise" und den Nürnberger Wirtschaftsreferenten und CSU-Politiker Roland Fleck.

Dem Bericht zufolge sollen zwei Investorengruppen dem Quelle-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg Konzepte vorgelegt haben, wie das Kerngeschäft von Quelle fortgeführt werden könnte – wenn auch in deutlich abgespeckter Form. Die potentiellen Käufer wollten das Geschäft von Quelle mit den Sortimenten Möbel, Küchen, Haus- und Heimtextilien sowie Küchengeräten weiter betreiben. Das Konzept sehe vor, dass 400 der derzeit 1400 Mitarbeiter der Quelle Deutschland GmbH übernommen werden. Der neue Investor wolle die Waren wie bisher über Katalogversand, Internet und eigene Läden vertreiben.

Doch die Geschichte hat einen Haken: Der Insolvenzverwalter, auf dessen Schreibtisch die neuen Konzepte liegen müssten, will davon nichts wissen. "Wenn es einen Interessenten geben sollte, dann soll er sich schleunigst hier melden", ließ Görg durch seinen Sprecher am Abend mitteilen. Dass Görg keine neuen Konzepte vorliegen, deckt sich mit Informationen von ZEIT ONLINE aus Verhandlungskreisen.

Merkwürdig ist jedoch, dass auch der Betriebsratschef von Quelle, Ernst Sindel, von den neuen Investoren wissen will. Wer diese seien, darüber könne man noch nichts Genaueres sagen, sagte er ZEIT ONLINE. Es handele sich jedoch um "potentielle, seriöse Investoren".

Damit steht kurz vor der Abwicklung des Unternehmens Aussage gegen Aussage. Vor allem zeugt der Vorgang davon, dass sich der Kampf um die Zukunft von Quelle zwischen den Parteien innerhalb des Unternehmens verschärft. Vor allem die Arbeitnehmervertreter werden die Abwicklung des Versandhauses nicht kampflos hinnehmen. Man werde nun "alle Hebel in Bewegung setzen" und "genau kontrollieren", wie mit den potentiellen Investoren verfahren werde, sagt Betriebsratschef Sindel.

Unstrittig ist die Lage hingegen bei den Spezialversendern, dem Einkaufssender HSE24 und dem Auslandsgeschäft von Quelle. Für all diese Sparten gibt es nach Angaben des Insolvenzverwalters Görg Interessenten, die Firmen werden weiter geführt. Allerdings sind die Teile auch nicht von der Insolvenz betroffen. Görg zufolge soll ihr Verkauf bis zum 11. November über die Bühne gehen.

Wie prekär die Lage bei Quelle ist, zeigen jüngste Aussagen des Insolvenzverwalters. Demnach sei man sich nicht sicher, ob das restliche Geld reiche, um die letzten Lieferanten zu bezahlen. Görgs Sprecher erklärte, es sei offen, ob der Insolvenzverwalter bei Gericht eine so genannte Masseunzulänglichkeit beantragen müsse. Diese "Insolvenz in der Insolvenz" tritt ein, wenn das Geld nicht reicht, um die in der Zeit entstandenen Verbindlichkeiten zu decken. Dann müssten Lieferanten, die Quelle während der Insolvenz mit Waren versorgt hatten, auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten oder sie ganz abschreiben.

Die finanzielle Lage hänge ganz vom Verlauf des geplanten Ausverkaufs ab, sagte der Sprecher. Vorrang habe der Massekredit von 50 Millionen Euro, den die staatliche KfW gegeben hatte, damit der aktuelle Winterkatalog gedruckt werden konnte. Görg will die Quelle GmbH nach einer gescheiterten Investorensuche rasch abwickeln. Noch vor Weihnachten sollen bei dem Fürther Versandhändler die Lichter ausgehen. Insgesamt gehen bei Quelle nach Schätzung der Insolvenzverwaltung 4000 bis 5000 Arbeitsplätze verloren.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

Philip Faigle

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