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Wirtschaft: Kvaerner-Konzern gibt den Schiffbau auf

OSLO / ROSTOCK (fro).Der norwegisch-britische IndustriekonzernKvaerner will sich aus verschiedenen Geschäftsfeldern, darunter auch Schiffbau, zurückziehen.

OSLO / ROSTOCK (fro).Der norwegisch-britische IndustriekonzernKvaerner will sich aus verschiedenen Geschäftsfeldern, darunter auch Schiffbau, zurückziehen.Betroffen sind rund 25 000 von 55 000 Arbeitsplätzen.Zu Kvaerner gehört auch die Warnow-Werft in Rostock-Warnemünde mit 1250 Beschäftigten.Insgesamt gehören zum Konzern weltweit 13 Werften.Die IG Metall sprach von einem "herben Rückschlag für die maritime Industrie in Europa" und forderte für deren Rettung politische Initiativen.

Durch die drastischen Maßnahmen will der Konzern sein Geschäftsvolumen um 25 Mrd.norwegische Kronen (rund 5,8 Mrd.DM) verringern, wie aus dem in Oslo vorgelegten Restrukturierungsplänen hervorgeht.Der Vorstandsvorsitzende Kjell Almskog sagte, Ziel sei eine deutlich kleinere Gruppe.Durch den Verkauf unrentabler Bereiche wolle der Konzern rund 3,5 Mrd.Kronen (rund 814 Mill.DM).Für den Umbau des Konzerns sind vier Mrd.Kronen (930 Mill.DM) eingeplant.Bis Ende 2000 sollen mit diesen Einschnitten die Nettoschulden um sieben Mrd.Kronen reduziert werden.Die Zukunft der 13 Werften in Skandinavien, Rußland, Schottland, Deutschland, den USA und Singapur ist vorerst unklar.Auf vier von ihnen soll schon vor einem Verkauf Personal abgebaut werden - aber nicht in Rostock-Warnemünde.Für die Warnow-Werft soll ein Käufer gefunden werden, der alle 1250 Beschäftigten übernimmt.

Insgesamt sieht Kvaerner drei Möglichkeiten für den Verkauf der Werften: die großen Werften könnten an die eigenen Aktionäre oder an Konkurrenten verkauft werden oder Kvaerner geht Joint-Ventures ein, an denen Kvaerner mittelfristig seinen Anteil verringert.Für 1995 hatte Kvaerner noch 2,4 Mrd.Kronen (560 Mill.DM) Gewinn vor Steuern ausgewiesen - das beste je erzielte Ergebnis.1996 übernahmen die Norweger das britische Industrie-Konglomerat Trafalgar House und gerieten danach offenbar ins Schlingern.Im Februar 1999 gab der Konzern einen Nettoverlust von 1,66 Mrd.Kronen (386 Mill.DM) für das vergangene Jahr bekannt bei einem Umsatz von rund 83 Mrd.Kronen.Die Schiffbauerträge waren im Vergleich zum Vorjahr von 819 Mill.Kronen auf 312 Mill.Kronen gesunken.Für die Werft an der Warnow hieß es, das Ergebnis sei "akzeptabel".

Der Vorsitzende der Werft-Geschäftsführung in Rostock-Warnemünde, Robert Stenius, sagte, er habe die Nachricht erst am Morgen erhalten.Am Nachmittag informierte er die Belegschaft.Der Betriebsrat wollte sich vorerst nicht äußern."Das müssen wir erst verdauen", so Betriebsrat Harald Berndt.Der Schweriner Wirtschaftsminister Rolf Eggert (SPD) sagte, für die Warnow-Werft gebe es eine gute Perspektive, sie sei die modernste und produktivste innerhalb des Konzerns.Ein Eigentümerwechsel sei nicht besorgniserregend.Laut Privatisierungsvertrag bestehe bis 2001 eine Beschäftigungsgarantie für 1250 Mitarbeiter und eine Investitionsgarantie von jährlich 14 Mill.DM.Die Landesregierung werde darauf achten, daß dies auch von einem neuen Eigner eingehalten werde.Der Ausstieg des Konzerns aus dem Schiffbau sei ein "herber Rückschlag für die maritime Industrie in Europa", meinte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Frank Teichmüller.Gerade die Warnow-Werft und die finnischen Kvaerner-Werften hätten die Leistungsfähigkeit des europäischen Schiffbaus unter Beweis gestellt.Es sei eine politische Initiative notwendig, so Teichmüller, um die maritime Industrie in Europa zu sichern.Europa ohne diese Industrie - das käme einer "industriepolitischen Kapitulation gleich".Kvaerner forderte er auf, sich nicht aus der Verantwortung zu stehlen.

In Deutschland sind rund 25 000 Menschen auf den Werften beschäftigt.Rund 60 000 weitere arbeiten in der Zulieferindustrie, die vor allem in Baden-Württemberg und Bayern angesiedelt ist.Weltweit wird der zivile Schiffbau von Überkapazitäten geprägt; führende Schiffbau-Nationen sind Japan und Korea.

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