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KVB: US-Konzern kauft Berliner Schokofirma

Die Kakao Verarbeitung Berlin gehört zu den wichtigsten Lieferanten der Schokoladen- und Süßwarenindustrie in Europa. Jetzt hoffen die Berliner auf den neuen Eigentümer Cargill und die Power eines Milliardenkonzerns.

Berlin - Viele West-Berliner Industriebetriebe, nicht zuletzt aus der Lebensmittelbranche, haben in den 90er Jahren den Abbau der Berlinförderung nicht überlebt. Anders die Kakao Verarbeitung Berlin (KVB) in Lichtenrade. „Nach dem Fall der Mauer expandiert das Unternehmen durch Investitionen und ein bodenständiges Management bis heute zu einem der größten deutschen Kakaoverarbeiter für die Industrie“, heißt es bei KVB. Andere Kakaohersteller müssen aufgeben, darunter die Gustav F. H. Hamester GmbH, deren Werk in Reinickendorf die KVB 2003 übernimmt. Heute beschäftigt die Schokofirma rund 180 Mitarbeiter an beiden Berliner Standorten. Und die bekommen jetzt mit dem US-Konzern Cargill einen neuen Eigentümer. Die EU-Kommission genehmigte am Montag den Kauf.

Verkauft hat Arend Oetker beziehungsweise die Oetker gehörende Schwartaugruppe, die wiederum 1977 den Berliner Kakaoverarbeiter übernommen hatte. KVB war damals 13 Jahre jung – 1964 hatte eine Gruppe von Kaufleuten um Kurt-Eberhard Sehmsdorf die Kakao Verarbeitung Berlin GmbH & Co. KG gegründet. Vermutlich spielte die Berlinförderung dabei eine Rolle, denn wer in Berlin produzierte, aber die Waren vor allem in Westdeutschland absetzte, konnte mit viel Geld des westdeutschen Steuerzahlers rechnen. Nach dem Mauerbau wollte die westdeutsche Politik so den wirtschaftlichen Kollaps West-Berlins verhindern. Mit dem Ende der Hilfen Mitte der 90er Jahre verloren dann viele Betriebe die Existenzgrundlage.

Nicht so KVB, die heute zu den wichtigsten Lieferanten der Schokoladen- und Süßwarenindustrie in Europa zählt. Bis zu 100 000 Tonnen Kakaobohnen aus mehr als 50 Ländern verarbeiten die Berliner im Jahr. Die Bohnen werden geröstet und gemahlen und dann zu Kakaomasse verarbeitet. Aus der wird dann wiederum Kakaobutter oder -pulver. Oder eben Schokolade, wenn zur Kakaomasse noch Milch und diverse weitere Inhaltsstoffe kommen.

Trotz Wirtschaftskrise und stark schwankenden Kakaopreisen geht es der KVB gut, die Belegschaft wuchs auch in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Jetzt hoffen die Berliner auf den neuen Eigentümer Cargill und die Power eines Milliardenkonzerns. „Es soll investiert werden“, heißt es in Reinickendorf. Cargill, 1865 gegründet, ist ein US-amerikanischer Familienkonzern mit mehr als 130 000 Mitarbeitern und einem Milliardenumsatz.

In der Bundesrepublik beschäftigt der Konzern an einem Dutzend Standorten gut 1600 Mitarbeiter mit der Herstellung von Lebensmitteln, Landwirtschafts- und Industrieprodukten. Der Kauf der KVB „stärkt die Position von Cargill in Deutschland, dem größten europäischen Markt für Schokolade, und eröffnet Chancen zur Expansion unseres Schokoladengeschäfts in neue Märkte“, sagte Jos de Loor, Leiter des Kakao- und Schokoladengeschäfts von Cargill. „Wir planen erhebliche Investitionen in die KVB-Betriebe, um ein erstklassiges Schokoladenhaus zu schaffen.“ Und Hermann Hauertmann, geschäftsführender Gesellschafter der KVB, freut sich über die neue „Grundlage für kontinuierliches Wachstum der KVB“.

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