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Wirtschaft: Labour verprellt die Gewerkschaften

Jedoch ist die Arbeitslosigkeit in Großbritannien mit 1,4 Millionen eine der niedrigsten der EUVon DIETER CLAASSEN LONDON. Gordon Brown griff bereits vor der Reise nach Luxemburg zur Feder.

Jedoch ist die Arbeitslosigkeit in Großbritannien mit 1,4 Millionen eine der niedrigsten der EUVon DIETER CLAASSEN

LONDON. Gordon Brown griff bereits vor der Reise nach Luxemburg zur Feder.In einem Aufsatz in der "Financial Times" glaubte er bereits "einen neuen europäischen Weg zur Schaffung" von Arbeitsplätzen ausmachen zu können.Brown wollte damit offenbar noch vorweg der in Kontinentaleuropa weitverbreiteten Vorstellung entgegenwirken, daß die niedrige Arbeitslosigkeit in seinem Land zum Teil auch US-Verhältnisse, nämlich ebenfalls ein allzu großes Kontingent von "working poor" (Hungerlöhnern) widerspiegelt.Schließlich wollen 140 karitative Organisationen in Großbritannien demnächst vor den Vereinten Nationen die Mißstände bei Arbeit und Sozialem auf ihrer Insel anprangern.Aber auch Labour will die von den Konservativen geerbten Probleme nicht mit neuen Beihilfen und zwangsweise verordneten höheren Löhnen zu Leibe rüêken.Das Wahlversprechen über die Einführung eines Mindestlohnes wird bereits verwässert.Finanzminister Brown lehnt jegliche von der EU "verordneten" Beschäftigungsziele ab.Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien ist mit 1,4 Millionen (5,2) ohnehin bereits eine der niedrigsten in der EU.In der Opposition hatte Labour die Zahlen noch als geschönt bezeichnet; 30 Änderungen der Erfassungsbasis während den 18 Jahren konservativer Macht hätten ihre Aussagekraft verfälscht. Sozialminister Frank Field ist sich mit seinem Kollegen Gordon Brown darin einig, daß Millionen Briten zu abhängig von der staatlichen Fürsorge geworden und dadurch mitunter auch unfähig zur Arbeit geworden seien.Brown sagt: er könne zwar keine festen Arbeitsplätze versprechen, mit seinen Maßnahmen jedoch zur erhöhten "Arbeitsfähigkeit" vieler Briten beitragen.Alle Maßnahmen zusammen würden einer halben Million Briten helfen, heißt es.London wird die Partner drängen, Großbritannien auf dem Wege zu einem flexibleren Arbeitsmarkt (jeder vierte arbeitet bereits Teilzeit) zu folgen.Ähnlich wie die Konservativen ist auch Labour darauf bedacht, die Auswirkungen der Europäischen Sozialcharta in Grenzen zu halten.Schon im Juni, gleich nach seiner Wahl, hatte Premier Blair erklärt, daß er Gewerkschaften und Arbeitnehmern keine neuen Rechte einräumen werde.Den "Unions" ist mittlerweile klar: "ihre" Partei wird weder den von den Konservativen ausgehöhlten Kündigungsschutz stärken noch die Antistreikgesetze abschwächen.

DIETER CLAASSEN

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