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Landesbank Berlin: Blaues Auge für Berlin

Ganz ungeschoren kommt niemand davon: Die Landesbank ist stärker als erwartet von der Finanzkrise betroffen. Sie muss 170 Millionen Euro abschreiben, erwirtschaftet aber trotzdem einen höheren Gewinn.

Berlin - Die Landesbank Berlin (LBB) ist stärker von der internationalen Finanzkrise betroffen, als bisher erwartet. Sie musste 2007 rund 170 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Krise abschreiben, allein 99 Millionen davon seien im vierten Quartal angefallen, erklärte Vorstandschef Hans-Jörg Vetter am Mittwoch bei der Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen.

Die Verluste seien vor allem auf Bewertungsänderungen bei Wertpapieren zurückzuführen, sagte Vetter. Im Markt für zweitklassige US-Hypothekenkredite sei die Bank aber nicht engagiert.

Zu den 170 Millionen Euro kommen weitere 293 Millionen Euro an Bewertungsänderungen hinzu, die sich allerdings nicht auf die Gewinn- und Verlustrechnung der Bank auswirken, weil sie mit dem Eigenkapital der Bank verrechnet werden.

Trotz der Belastungen kann die Bank aber immer noch einen Jahresgewinn von 291 Millionen Euro präsentieren – acht Millionen Euro mehr als 2006. Den Großteil des Gewinns, 281 Millionen Euro, hatte die LBB jedoch bereits in den ersten neun Monaten verdient. Danach ist nicht mehr viel hinzugekommen. Und auch für das laufende Quartal sieht es eher düster aus. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten hätten sich beschleunigt, sagte Vetter. Eine Prognose für das Gesamtjahr 2008 sei angesichts der anhaltenden Unsicherheit „schlicht unseriös“. Man sei aber zuversichtlich, wieder „ein vernünftiges Ergebnis“ erreichen zu können.

Dass die Bank trotz Krise ihren Gewinn noch leicht steigern konnte, lag unter anderem an der Immobilienfinanzierung. Dort konnte die LBB ihr Neugeschäft von 7,1 Milliarden Euro auf 10,2 Milliarden Euro steigern. Auch das klassische Privatkundengeschäft lief nach Vetters Angaben gut. Die Bank gewann netto 4000 Kunden mit Girokonten hinzu und gab 325 000 neue Kreditkarten aus. „Unser Geschäftsmodell trägt“, sagte Vetter.

Die Bank, die 2001 im Zentrum des größten Bankenskandals der deutschen Nachkriegsgeschichte stand, habe die „Schattenseiten kennengelernt“ und daraus Lehren gezogen. Man habe sich frühzeitig von unüberschaubaren Zweckgesellschaften getrennt und lebe nun vor allem vom Kundengeschäft.

Dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) kann die neue Vorsicht nur recht sein. Die Gemeinschaft der Sparkassen hatte die LBB im vergangenen Sommer für 5,3 Milliarden Euro vom Land Berlin gekauft und profitiert nun erstmals von der Dividende. Die Ausschüttung soll kräftig erhöht werden. „Wir werden dem Aufsichtsrat vorschlagen, die Dividende von sechs auf zehn Cent anzuheben“, sagte Bankchef Vetter. Die Sparkassen können deshalb mit rund 100 Millionen Euro rechnen.

Andere Landesbanken hatten in den vergangenen Wochen deutlich schlechtere Zahlen vorgelegt. Die BayernLB hatte in der vergangenen Woche Belastungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingestanden. Bankchef Werner Schmidt will deshalb zurücktreten. Die WestLB musste in der Woche vom Land Nordrhein-Westfalen und den dortigen Sparkassen mit Bürgschaften in Höhe von insgesamt fünf Milliarden Euro gerettet werden. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sieht angesichts der Belastungen das gesamte deutsche Landesbankensystem bedroht. Die Vorgänge der vergangenen Tage zeigten, dass es sich um eine „bundesweite Krise“ des Sparkassen- und Landesbankensystems handle, sagte Rüttgers am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag. Rüttgers rief die Bundesregierung eindringlich auf, deshalb eine „aktive Rolle" bei der Neuordnung des Sektors zu spielen.

Stefan Kaiser

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