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Milch-Boykott

© dpa

Landwirtschaft: Milchbauern weiten ihren Boykott aus

Die deutschen Milchbauern demonstrieren weiter gegen zu niedrige Milchpreise. Damit ihr Boykott möglichst schnell wirkt, setzen sie nun auf Hilfe ihrer europäischen Kollegen. Der Einzelhandel ist empört.

Die deutschen Milchbauern haben am Mittwoch ihren Lieferboykott aus Protest gegen die aus ihrer Sicht zu niedrigen Milchpreise fortgesetzt. Mittlerweile hätten 95 Prozent der Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) die Lieferungen an die Molkereien eingestellt, sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer. "Die Milchlieferungen werden in den kommenden Tagen noch weiter zurückgehen, und das wird sich auch auf die Lieferungen an die Supermärkte auswirken." Anders als vom Einzelhandel und der Milchindustrie dargestellt, sei es nicht möglich, die Lieferausfälle durch den Boykott der Bauern einfach durch Aufkäufe in anderen Regionen oder im europäischen Ausland zu ersetzen. Auch dort hätten die Bauern feste Lieferverträge mit Molkereien, die sie nicht einfach umgehen könnten, sagte Foldenauer. Milchbauernverbände aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Belgien, Luxemburg und Teilen Frankreichs wollen demnach die streikenden deutschen Kollegen unterstützen. Mit Irland und Tschechien liefen Gespräche.

Der BDM fordert einen Milchpreis von 40 Cent pro Liter. Regional unterschiedlich werden zwischen 27 Cent und 35 Cent bezahlt. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 32.000 Milchbauern. Die Mitglieder des Verbandes produzieren rund 45 Prozent der deutschen Milch.

"Frevel und Riesensauerei"

Unterdessen verschärft der Einzelhandel den Ton im bundesweit ersten Milch-Lieferstreik. Der Sprecher des Verbands HDE, Hubertus Pellengahr, sagte der "Bild": "Milch wegzukippen, während Menschen hungern, ist ein Frevel und eine Riesensauerei. Der hohe Wert dieser Ware wird mit Füßen getreten." Damit reagierte er auf Berichte, nach denen einzelne Bauern, überschüssige Milch durch Wegschütten entsorgen.

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner setzt hingegen auf die Solidarität der Verbraucher. "Die Bevölkerung hat Verständnis für die Milchbauern", sagte er dem Fernsehsender N24. "Milch ist unwahrscheinlich positiv besetzt." Die Verbraucher wollten, dass die Milchbauern überleben. Und dazu gehöre ein besserer Preis. Den seien die Konsumenten auch "bereit zu bezahlen, weil sie wissen, wenn der deutsche Milchbauer verschwindet, werden zeitversetzt Milch und Milchprodukte wesentlich teurer".  (mbo/sf/dpa/AFP/ddp)

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