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Windhorst

© pa/dpa

Lars Windhorst: Der Phönix aus der Asche

Vor dreieinhalb Jahren war Lars Windhorst am Ende. Jetzt investiert er wieder, in Air Berlin - Einblicke in ein kompliziertes System

Erst 15, dann 17, und jetzt mehr als 18 Prozent der Aktien von Air Berlin hält Lars Windhorst über Firmen, deren Geschäfte er führt. Seinen jüngsten Börsencoup landete das einstige WirtschaftsWunderkind drei Wochen nach einem Flugzeugabsturz in Kasachstan im Dezember. Die Rückkehr des 31-Jährigen auf die Bühne der Finanzjongleure ist filmreif. Denn auch sein wirtschaftlicher Crash liegt nur dreieinhalb Jahre zurück. Diese Privatinsolvenz kostete frühere Geschäftspartner mehr als 70 Millionen Euro.

Der Zusammenbruch seines verschachtelten Firmenimperiums nimmt sich wie ein Drehbuch aus, in dem Windhorst der Gewinner sein könnte: Noch während im Amtsgericht Charlottenburg über seine Entschuldung verhandelt wurde, arbeitete er schon an seinem Comeback. Und dabei spielen ein enger Vertrauter und ein mächtiger Partner wichtige Nebenrollen.

Der eine ist ein unbeschriebenes Blatt, wohnt aber in derselben Straße wie Windhorst, in einem noblen Viertel Berlins. Der andere ist der in London ansässige Robert Basil Hersov. Das Beziehungsnetz, das alle drei verbindet, besteht seit langem und ist so eng geknüpft, dass es auch nicht durch Windhorsts spektakuläre Privatinsolvenz riss.

Das verwundert Beobachter, denn beide Wegbegleiter zählen eigentlich zu den Verlierern seiner Pleite. Bei Hersov stand Windhorst laut Gläubigerliste des Insolvenzverwalters mit mehr als vier Millionen Euro in der Kreide. Seinem zweiten Vertrauten blieb er rund 3,6 Millionen Euro schuldig, als er seinen „Insolvenzeigenantrag“ ablegte.

Die beiden erhielten wie alle Gläubiger nur knapp zwei Prozent ihres Geldes zurück. Darauf einigte sich die Gläubigermehrheit, beide stimmten zu. Woher kommt die Bereitschaft, auf Millionen zu verzichten? Sicher ist: Noch während der umstrittene Insolvenzplan diskutiert wurde und ein ganzes Jahr, bevor er Mitte 2005 im Amtsgericht Charlottenburg angenommen wurde, legte Großschuldner Windhorst mit einem der zwei Gläubiger den Grundstein für seine Rückkehr ins Geschäft. Ermöglicht wurde diese durch das Kapital von Robert Hersov.

Bereits im Mai 2004 übernahmen Windhorst und sein Gläubiger die Geschäftsführung der „Aptus 38. gmbh“. Die Aptus ist eine Keimzelle der heutigen Beteiligungsgesellschaft Vatas Holding. Beherrscht wird die Firma von Hersov.

Arbeitet Windhorst nun etwa seine Schulden ab? Beobachter fragen sich jedenfalls: Warum sollten zwei um viele Millionen gebrachte Gläubiger mit ihrem früheren Schuldner als Geschäftsführer neuer Firmen zusammenarbeiten?

Eine plausible Antwort lautet: Das kaufmännische Gespür des 31-Jährigen lässt auf große Geschäfte hoffen. Das legt eine der ersten Investitionen nahe, die Windhorst als Geschäftsführer von Vatas mitverantwortete: Die Beteiligung an der Firma Freenet vom 18. Mai 2007 brachte Vatas drei Monate später, dank einer Sonderausschüttung, einen spektakulären Gewinn von 100 Millionen Euro.

Nach der Ausschüttung sollte eigentlich eine Tochter der Firma Drillisch die Aktien kaufen, die eine Vatas-Firma hielt. Einer Ad-hoc-Meldung von Drillisch zufolge gab es sogar einen Vertrag. Doch anders als bisher berichtet, misslang dieser Coup: Ein Drillisch-Sprecher bestätigte, dass diese Aktien nicht erworben wurden. Vatas sei weiter Hauptaktionär, heißt es auch bei Freenet. Die Aktie notiert heute bei rund 15 Euro – acht Euro weniger als am Tag des Vatas-Einstiegs.

Einen Investor wie den 47-jährigen Hersov dürfte das indes kaum beunruhigen. Der Spross eines südafrikanischen Großunternehmers, der beim Aufbau des Minen- und Finanzkonzerns Anglovaal zu Vermögen kam, ist ein gut vernetzter Spekulant mit Bilderbuchkarriere: zunächst in einer Position direkt unter Rupert Murdoch in dessen Medienkonzern News Corp, dann als Chef eines Investmentbanking-Teams von Morgan Stanley und bis 1997 Vorstandsmitglied der italienischen TV-Sendergruppe Mediaset von Silvio Berlusconi.

Seit 1999 ist Hersov selbstständig – und erfolgreich: Die 2001 mitgegründete Fluglinie Marquis Jet Europe verkaufte er an Netjets, eine Tochter der weltweit größten Privatfliegerflotte von Multimilliardär Warren Buffet. Das so verdiente Geld investiert er über seine Firmen Sapinda sowie der von Windhorst und seinem langjährigen Partner geführten Vatas.

Die Ressourcen dürften gewaltig sein. Das Tempo, mit dem Firmenanteile gekauft werden, zeigt es: Zum Portfolio gehören heute der Seniorenheimkonzern Curanum und Handyzulieferer Balda. Und Vatas könnte bald wieder Kasse machen: Der Chef von Balda sah seine Firma in einem Interview vor wenigen Tagen als Übernahmekandidaten. Käme es so, könnte der Aktienkurs explodieren. Profitieren würden davon auch: Robert Hersov und Lars Windhorst.

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