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Lebensmittel-Tests: Greenpeace warnt vor Gift in Trauben und Salat

Die Umweltorganisation Greenpeace hat bei Tests Spritzmittel in Weintrauben und Kopfsalat aus dem Supermarkt gefunden. Die viel zu hohe Dosis sei ein schwerer Verstoß gegen das Lebensmittelrecht und besonders ein Gesundheitsrisiko für Kinder.

Hamburg/Köln - Bei Tests von Tafeltrauben habe fast jede zehnte Probe die so genannte Akute Referenzdosis überschritten und sei damit ein potenzielles Gesundheitsrisiko für Kinder, kritisierte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. Auch Kopfsalat sei betroffen. Die akute Referenzdosis ist von der Weltgesundheitsorganisation als diejenige Menge einer Substanz festgelegt, die ohne erkennbares Gesundheitsrisiko mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann. Krautter sprach von einem "schweren Verstoß gegen das Lebensmittelrecht" und kündigte Strafanzeigen gegen die betroffenen Supermarktketten an.

Der Handelskonzern Rewe wies die Vorwürfe zurück. "Die von Greenpeace beanstandeten Weintrauben und Tomaten von Rewe erfüllen die Maßstäbe der Rückstandsmittel-Höchstmengenverordnung und sind nach deutschem Recht uneingeschränkt verkehrsfähig", sagte ein Konzernsprecher. Der angedrohten Anzeige sehe das Unternehmen gelassen entgegen. "Wir sind in den gesetzlichen Normen." Auch Edeka betonte, die gesetzlichen Grenzwerte würden unterschritten. Bei Aldi in Mühlheim gab es keine Stellungnahme. Der KarstadtQuelle-Konzern kündigte an, die möglicherweise belasteten Lebensmittel aus dem Verkauf zu nehmen.

Verstoß gegen gesetzlich erlaubte Rückstandsmenge

Greenpeace hatte 576 Obst- und Gemüseproben aus deutschen und österreichischen Supermärkten untersuchen lassen. Zwölf Proben überschritten die Akute Referenzdosis im Hinblick auf Kinder zwischen zwei und fünf Jahren, nur in einem Fall wurde auch gegen die gesetzlich erlaubte Rückstandsmenge verstoßen. Greenpeace kritisierte, die Behörden hätten die akute Referenzdosis nicht korrekt in den gesetzlichen Grenzwerten berücksichtigt.

Die von der Umweltorganisation beanstandeten Trauben stammen den Angaben zufolge aus konventionellem Anbau im Mittelmeerraum. Krautter sagte, Weintrauben aus Bio-Anbau seien mit großer Zuverlässigkeit spritzmittelfrei. Auf Kopfsalat sollten Verbraucher im Winter lieber verzichten, riet der Chemie-Experte. "Das ist kein Wintergemüse."

"Gesundheitlich bedenklich"

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin stuft eine Überschreitung der Akuten Referenzdosis in einem Papier als "gesundheitlich bedenklich" ein. Die gesetzlich erlaubten Rückstandsmengen müssen laut BfR immer unter der Menge liegen, die eine gesundheitsschädliche Wirkung für Verbraucher haben kann. Eine Edeka-Sprecherin kritisierte, der Gesetzgeber habe die Forderungen des BfR seit mehr als einem Jahr nicht umgesetzt.

Wegen der Umrechnung der gefundenen Konzentration auf die mit der Nahrung aufgenommene Menge sind nach Auskunft des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Bonn Fälle denkbar, in denen zwar rechnerisch die akute Referenzdosis, aber nicht die gesetzlich festgelegte Rückstandshöchstmenge überschritten wird. Ob dies ein Verstoß gegen das Lebensmittelrecht sei, sei nicht eindeutig geklärt. (tso/dpa)

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