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Wirtschaft: Lebensmittelhändler fordern liberalen Ladenschluß

BERLIN (chi).Der Berliner Lebensmittelhandel will die zahlreichen Ausnahmeregelungen beim Ladenschluß - vom Bahnhofskiosk bis zu Dussmann - nicht länger hinnehmen.

BERLIN (chi).Der Berliner Lebensmittelhandel will die zahlreichen Ausnahmeregelungen beim Ladenschluß - vom Bahnhofskiosk bis zu Dussmann - nicht länger hinnehmen.Die "Ausnahmeregelungen" müßten endlich auf ganz Berlin ausgedehnt werden, forderte der Vorsitzende des Landesverbandes des Lebensmittel-Groß- und Einzelhandels Berlin-Brandenburg, Horst Faber, am Mittwoch und machte sich dabei für die rasche Umsetzung der entsprechenden Vorschläge von Sozialsenatorin Beate Hübner stark.Die Einzelhändler könnten nicht länger zusehen, daß Tankstellen und Geschäfte in Bahnhöfen ihnen erhebliche Umsätze wegschnappen."Mit dem Ladenschluß muß endlich Schluß sein", so Faber.

Die kleinen und mittelständischen Lebensmittelhändler in der Stadt kommen zunehmend in die Klemme.Allein im vergangenen Jahr mußte die Branche - bei einem Gesamtumsatz in Berlin von rund neun Mrd.DM - ein Minus von 17,8 Prozent verkraften.Ziehe man in Betracht, daß die Supermärkte und Filialbetriebe der größen Handelsketten nur ein Umsatzminus von 1,32 Prozent meldeten, werde deutlich, daß die kleineren, selbständigen Betriebe und die Händler in den Markthallen "Umsatzrückgänge von durchschnittlich 20 Prozent verbuchten", sagte Faber.Für sie werde der Wettbewerbsdruck immer bedrohlicher.Seinen Angaben zufolge haben von den insgesamt 1267 Lebensmittelgeschäften in der Stadt im vergangenen Jahr 50 Betriebe aufgeben müssen, vor allem kleinere Geschäfte und solche in Randlagen.Hinzu kämen etwa 50 bis 70 Händler, die in Markthallen oder auf Wochenmärkten tätig waren, von der Statistik aber nicht erfaßt würden.Eine Trendwende sei nicht in Sicht, sagte Faber.Für 1998 erwarte er "einen nochmaligen Umsatzrückgang von rund fünf Prozent".

Faber kritisierte den immer harscher werdenden Verdrängungswettbewerb zu Lasten der kleinen Betriebe.Bis zum Jahr 2000 würden in und um Berlin 36 großflächige Einkaufszentren entstehen.Auch die Ausweitung der Verkaufsfläche um rund 40 000 auf 720 000 Quadratmeter im Lebensmitteleinzelhandel 1997 sei überwiegend auf die Eröffnung von Einkaufszentren zurückzuführen.Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in der Stadt sei aber kaum mehr Umsatz zu erzielen.Mit Unverständnis reagiert der Verbandschef denn auch auf den - vom Senat unterstützten - Plan zur Errichtung eines Einkaufszentrums in der Cuvrystraße in Kreuzberg, das unter anderem einen SB-Markt mit 4500 Quadratmetern Fläche, davon 3000 allein für Lebensmittel, beherbergen soll.Dies würde nicht zuletzt die Existenz der angrenzenden Markthalle in Frage stellen.Auch die Forschungsstelle für den Handel hatte sich in einem Gutachten kritisch geäußert.

Faber plädierte für die Einrichtung eines Runden Tisches zur Flächennutzung in Berlin.Die Entscheidungen dürften nicht mehr allein auf Ebene der Bezirke fallen.Von der Senatsverwaltung forderte er "ein klares Ja zum Mittelstand".Dazu gehöre auch die Senkung des Gewerbesteuer-Hebesatzes auf unter 400 Punkte.

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