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Wirtschaft: Lebensmittelhersteller befürchten Einbußen

BERLIN (chi). Mit scharfem Protest haben die deutschen Lebensmittelhersteller am Mittwoch auf die neue Eilverordnung der Bundesregierung im Gefolge des Dioxinskandals reagiert.

BERLIN (chi). Mit scharfem Protest haben die deutschen Lebensmittelhersteller am Mittwoch auf die neue Eilverordnung der Bundesregierung im Gefolge des Dioxinskandals reagiert. Das von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer verhängte Verkaufsverbot für möglicherweise dioxinbelastete Lebensmittel aus Belgien - wie Geflügel, Fleisch, Eier und Milch -, aber auch für deutsche Produkte, die entsprechende Zutaten aus Belgien enthalten, sei ein "politischer Schnellschuß", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Matthias Horst, in Berlin. Die Maßnahme sei "völlig übertrieben". Bislang hätten die Lebensmittelanalysen in Deutschland noch in keinem einzigen Fall erhöhte Dioxinwerte ergeben.

Der Lebensmittelskandal trifft die Branche hart. Zum ersten Mal seit der deutschen Wiedervereinigung mußten sie 1998 Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Unternehmen erlösten 228 Mrd. DM, 1,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der leichte Exportzuwachs von 0,2 Prozent konnte die Einbußen im Inland von zwei Prozent auf 190 Mrd. DM nicht kompensieren. Einziger Lichtblick: Die ostdeutschen Hersteller schnitten besser ab, sie legten beim Umsatz um 1,3 Prozent auf 28 Mrd. DM zu. Zunehmend bekommt die Branche aber die Konkurrenz aus dem Ausland zu spüren. Die Importe verringerten sich um 1,5 Prozent auf 45,1 Mrd. DM, weniger stark als der Inlandsumsatz insgesamt. Dies sei eine natürliche Folge der Internationalisierung, sagte Verbandsvorsitzender Peter Traumann. Die deutschen Hersteller hätten nur eine Chance: "Wir müssen den Export verbessern."

Der Dioxinskandal und die anhaltenden Handelsstreitigkeiten der Europäischen Union (EU) mit den USA über Bananen und Hormonfleisch könnten diese Hoffnungen zunichte machen, warnte er. 1998 wurden Lebensmittel im Wert von 37,2 Mrd. DM exportiert. 70 Prozent entfielen davon auf die EU. Mit einem Anteil von zwei Mrd. DM sei der US-Markt aber nicht zu vernachlässigen. Sollte Washington europäische Lebensmittel mit Importzöllen von 100 Prozent belegen, wäre das "nicht aufzuholen". Die Handelsstreitigkeiten mit den USA müßten zügig beendet werden.

Den bislang durch den Dioxinskandal entstandenen Schaden konnte Traumann nicht beziffern. Doch müsse nun alles getan werden, die Verunsicherung der Verbraucher nicht zu verschärfen. Statt politischer Schnellschüsse, die der Branche erhebliche Einbußen bescheren könnten, forderte Traumann Maßnahmen der EU-Kommission, um die Lebensmittelkontrollen in einzelnen Ländern zu verbessern. Von der vielfach geforderten zentralen EU-Kontrollbehörde hält er wenig. Dies würde nur "eine riesige Bürokratie" werden.

Zurückhaltend beurteilte er denn auch die Aussichten für 1999. Die Branche hoffe auf "wenigstens stabile Umsätze". Der Strukturwandel aber werde sich fortsetzen. 1998 ging die Zahl der Betriebe um 3,8 Prozent auf gut 5900 zurück, die Zahl der Beschäftigten fiel dabei "nur" um 1,4 Prozent auf 544 300.

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