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Unser billig Brot. Damit sich ein Brötchen um einen Cent verteuert, müsste sich der Getreidepreis verdoppeln.

© picture alliance / dpa

Lebensmittelpreise: Mehr Brot für den Euro

Die Lebensmittelpreise steigen 2012 langsamer als die Inflation, versprechen die Bauern. Zuviel Hoffnung auf eine steigende Kaufkraft der Verbraucher ist aber nicht angebracht.

Berlin - Brot, Gemüse, Milch und Fleisch werden im kommenden Jahr zwar wieder einmal teurer – allerdings dürften die Steigerungen unterhalb der allgemeinen Inflationsrate bleiben. Damit rechnet zumindest Gerd Sonnleitner, der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV). Die Verbraucherpreise sollten im kommenden Jahr „relativ stabil bleiben“, sagte er am Dienstag in Berlin. Das war im vergangenen Jahr noch anders, da verteuerten sich Lebensmittel um 1,4 Prozent, während die allgemeine Teuerung nur bei 1,1 Prozent blieb.

Die Lage der Bauern werde sich im kommenden Jahr etwas eintrüben, befürchtet Sonnleitner. Dabei war bereits 2011 wegen seiner Wetterextreme ein schwieriges Jahr. Besonders die Getreideernte sei sehr mager ausgefallen, weil es im Frühjahr zu wenig und zur Erntezeit viel zu viel regnete. Die Verbraucher spüren davon kaum etwas, etwa beim Brot: Um den Preis nur um einen Cent anzuheben, müsse Getreide nach Berechnungen des DBV doppelt so teuer werden. Die Kosten für Energie und Löhne machten sich viel stärker bemerkbar. Zudem seien die Mais-, Kartoffel- und Rübenernte wesentlich besser ausgefallen, sagte Sonnleitner. Wie sich die Ernten im kommenden Jahr entwickeln werden, sei zwar noch unklar, aber man sei optimistisch.

Allerdings ist allzu viel Hoffnung auf steigende Kaufkraft bei den Verbrauchern nicht angebracht – das findet zumindest das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK. Die Bürger würden 2012 einer Studie zufolge etwa 400 Euro mehr pro Kopf zur Verfügung haben, der stärkste Anstieg seit 2008. Mehr leisten können sie sich vermutlich trotzdem nicht. Die Summe sei gleichbedeutend mit einer um zwei Prozent stärkeren Kaufkraft, befand das Unternehmen. Bei etwa zwei Prozent werde aber auch die Inflationsrate liegen, nimmt die GfK an.

Von einer ähnlichen Größenordnung geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für das kommende Jahr aus. Ferdinand Fichtner, der Konjunkturchef des Instituts, erwartet eine Rate von 1,8 Prozent. Das geht zum einen auf das sich abschwächende Wachstum zurück. Zum anderen, sagt Fichtner, verteuere sich die Energie nicht mehr so rapide wie noch im ersten Halbjahr. Da hatten vor allem höhere Kosten für Heizöl und Benzin auf die Verbraucherpreise durchgeschlagen.

Die Versorger Vattenfall und Gasag könnten allerdings dafür sorgen, dass sich das wieder ändert. Beide haben für das neue Jahr Preissteigerungen angekündigt. Vattenfalls Strompreise steigen schon ab dem 1. Januar 2012, der Grundversorgungstarif wird sich dann um knapp sieben Prozent erhöhen. Den Grundpreis tastet Vattenfall in keinem seiner Tarife an, doch der Preis für eine Kilowattstunde wird beim Standardtarif von 22,56 Cent auf 24,23 Cent steigen. Für einen durchschnittlichen Berliner Haushalt, der 2200 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, sind das Mehrkosten von fast 37 Euro.

Das Gleiche gilt für die Gasag. Für 2011 hatte das Unternehmen noch eine Preisgarantie gegeben, diese aber für das kommende Jahr nicht verlängert. Wer seine Wohnung mit Gas heizt und im Jahr etwa 9000 Kilowattstunden verbraucht, zahlt dafür ab dem 1. Februar fast acht Prozent mehr, das sind über 50 Euro zusätzlich im Jahr.

Nach Einschätzung von DIW-Experte Fichtner holen die Versorger damit die Entwicklung vom Beginn des Jahres nach. „Auf den Weltenergiemärkten sind die Preise im zweiten Halbjahr eher gefallen“, sagte er. Außerdem vermutet er: „Die angekündigten Erhöhungen sind zum Teil auch einfach Mitnahmen der Versorger.“

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