zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Lebensversicherungen verlieren an Wert

Wenige Wochen vor dem Fest vermiesen die deutschen Lebensversicherer ihren Kunden die Weihnachtsvorfreude mit einer Hiobsbotschaft: Die Überschussbeteiligungen sinken, die Leben-Policen werfen also am Ende der Laufzeit weniger ab, als noch bei Vertragsabschluss prognostiziert wurde. Nach dem Aktiencrash und dem Debakel am Neuen Markt auch das noch, denken sich die Kunden und sind verunsichert.

Wenige Wochen vor dem Fest vermiesen die deutschen Lebensversicherer ihren Kunden die Weihnachtsvorfreude mit einer Hiobsbotschaft: Die Überschussbeteiligungen sinken, die Leben-Policen werfen also am Ende der Laufzeit weniger ab, als noch bei Vertragsabschluss prognostiziert wurde. Nach dem Aktiencrash und dem Debakel am Neuen Markt auch das noch, denken sich die Kunden und sind verunsichert.

Schließlich ist die Lebensversicherung das Instrument der privaten Altersvorsorge schlechthin: 87 Millionen Policen haben die Deutschen abgeschlossen. Die Senkung der Gewinnbeteiligung hat für Policeninhaber unterschiedliche Folgen: Wer gerade mit dem Besparen einer Police anfängt, ist davon stark betroffen. Wer dagegen kurz vor der Fälligkeit seiner Police steht, kann sich entspannt zurücklehnen: Ihm hat sein Versicherer die meisten Gewinnanteile schon gutgeschrieben, die Senkung künftiger Gewinnzuweise wirkt sich wegen der kurzen Restlaufzeit allenfalls gering aus.

Policeninhaber sollten wegen der sinkenden Gewinnzuweisungen aber nicht in Panik verfallen: "Wer schon eine Police hat, sollte am besten gar nichts machen", rät Manfred Poweleit, Chefredakteur des Branchendienstes Map-Report. Denn eine Kündigung einer laufenden Lebensversicherung ist richtig teuer. Der Anbieter FSS-Online hat ein Beispiel für eine Police durchgerechnet, was die Senkung der Gewinnbeteiligung die Kunden kostet. Ein männlicher Versicherter (35 Jahre), der monatlich 150 Euro Beitrag zahlt und dessen Police bis zum 65. Lebensjahr fällig wird, bekommt am Zahltag 132 885 Euro ausgezahlt. Das entspricht einer Rendite von 6,5 Prozent. Vorher wurden ihm bei einer Verzinsung von sieben Prozent noch 143 193 Euro in Aussicht gestellt.

Anleger dürfen aber nicht den Fehler machen, den Gewinnbeteiligungssatz ihres Versicherers auf die volle Prämie anzuwenden. Dieser Zins bezieht sich nur auf den Sparanteil - und wie groß dieser ist, kann von Versicherer zu Versicherer höchst unterschiedlich sein. Laut Map-Report bleiben im Schnitt nur 65 Prozent vom Beitrag als Sparanteil übrig, 23 Prozent entfallen auf den Todesfallschutz und zwölf Prozent gehen für Kosten wie Provisionen ab.

Wegen dieser vielen Variablen sind Vergleiche von Policen so schwer: Denn ein hoher Gewinnbeteiligungssatz muss noch nicht zwangsläufig eine höhere Ablaufleistung bedeuten. Die höhere Verzinsung kann ja wieder durch höhere Kosten aufgezehrt werden. "Anleger sollten bei der Wahl des Versicherers auf drei Dinge achten: Kosten, Ertrag und Sicherheit", rät Michael Franke, Gesellschafter des Research-Anbieters Franke & Bornberg. Er hält nichts davon, nur auf die Kosten zu schielen. "Die Sicherheitsmittel sind extrem wichtig", meint der Experte. Denn ein Versicherer, der über große Reserven verfügt, kann die Gewinnbeteiligung für seine Kunden länger konstant halten, auch wenn es mal an den Märkten nicht so gut läuft.

Auch die Ratinglisten von Wirtschaftsmagazinen berücksichtigen zwar die Reservestärke; Leser wundern sich in diesen Tagen aber darüber, dass dort die Hannoversche Leben noch immer auf Top-Plätzen rangiert; dabei hat das Unternehmen kaum noch Reserven und hat daher die Überschussbeteiligung drastisch von 6,75 auf fünf Prozent gekürzt. "Diese Ratings betrachten oft Zeiträume über zehn Jahre und sind damit extrem vergangenheitsorientiert", erläutert Franke. Aber auch den neuen Ablauf-Prognosen ihres Versicherers sollten Anleger mit gesunder Skepsis begegnen, rät der Experte. Schließlich seien diese nur unverbindliche Hochrechnungen. Niemand könne vorhersagen, wo die Kapitalmärkte in zehn oder gar zwanzig Jahren stehen werden.

Noch schlimmer als die Krise der Aktienmärkte trifft die Assekuranz das niedrige Zinsniveau; denn 68 Prozent ihrer Kapitalanlagen sind in Zinstiteln investiert. Hier liegt der Zehn-Jahresschnitt der Umlaufrendite laut Map-Report bei nur noch 5,8 Prozent - also weit entfernt von den schon gesenkten Gewinnsätzen, die derzeit den Kunden genannt werden. Diese Lücke konnte bislang mit Kursgewinnen bei Aktien geschlossen werden. Wer also auf Nummer Sicher gehen will, rechnet nur mit der garantierten Ablaufleistung. Aktuell wird dem Kunden zugesagt, den Sparanteil der Prämie mit 3,25 Prozent zu verzinsen. Der Anleger wird am Ende wahrscheinlich mehr aus seiner Police herausbekommen; doch wie viel, das ist eben unsicher.

ali

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false