zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Leeres Versprechen

Globalisierungsgegner dürften am Mittwoch Genugtuung verspürt haben. Auslöser war ausgerechnet eine Studie der Weltbank, die Kritikern als eine der Haupttreiber des freien Welthandels gilt.

Globalisierungsgegner dürften am Mittwoch Genugtuung verspürt haben. Auslöser war ausgerechnet eine Studie der Weltbank, die Kritikern als eine der Haupttreiber des freien Welthandels gilt. Danach haben rund zwei Milliarden Menschen - und damit ein Drittel der Weltbevölkerung - von der Globalisierung nichts gehabt. Schlimmer noch: In armen Ländern Afrikas oder der ehemaligen Sowjetunion schrumpfte die Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren sogar, und die Armut stieg. Nachzulesen ist das in der Studie "Globalisierung, Wachstum und Armut", die die Weltbank am Mittwoch veröffentlichte.

Dabei hatten die reichen Industrieländer den Entwicklungsländern eigentlich versprochen, ihnen mit der Globalisierung auch Wohlstand zu bringen. So ist die nächste Runde der Welthandelsorganisation WTO, die im Januar beginnt, ausdrücklich zur "Entwicklungsrunde" erklärt worden. Globalisierungskritiker wie die Nichtregierungsorganisation Oxfam hatten allerdings schon immer Zweifel. Erst vor wenigen Wochen hat Oxfam eine Studie vorgelegt ("Eight broken Promises"), in der sie kritisiert, dass die Marktöffnung in vielen Fällen ziemlich einseitig verlief. Die Weltbankstudie scheint das jetzt zu bestätigen.

Danach haben nur rund drei Milliarden Menschen in 24 Ländern in den vergangenen zehn Jahren vom wachsenden Welthandel profitiert. Die Länder verzeichneten in den 90er Jahren Wachstumsraten von rund fünf Prozent, die Lebenserwartung und das Ausbildungsniveau der Menschen stieg. Gewinner der Globalisierung waren demnach 24 Länder, darunter China, Indien, Ungarn und Mexiko. Während die Wachstumsrate in diesen Ländern in den 60er Jahren rund ein Prozent betragen habe, lag sie in den 90er Jahren bei rund fünf Prozent. Zu den Verlierern der Globalisierung zählt die Weltbank-Studie dagegen Algerien, Ägypten, Iran, Birma, Pakistan und Venezuela. In diesen Länder ging das Pro-Kopf-Einkommen in den 90er Jahren zurück. Die Zahl der Menschen, die in Armut leben, stieg.

So weit, jetzt die gesamte Handelsliberaliserung in Frage zu stellen, will die Weltbank allerdings nicht gehen. "Einige Ängste vor der Globalisierung sind wohl begründet", sagt der Chefökonom der Weltbank, Nicholas Stern. "Aber der Preis für eine Umkehr der Globalisierung wäre unerträglich hoch und würde die Wohlstandsaussichten für Millionen von Menschen zerstören."

Stattdessen schlägt die Weltbank ein Sieben-Punkte-Programm vor: Reiche Länder sollen die Handelsbarrieren für Produkte aus Entwicklungsländern sowie Agrarsubventionen abbauen. Die Subventionen betrügen 350 Milliarden Dollar im Jahr - sieben Mal so viel, wie für Entwicklungshilfe ausgegeben werde. Diese Zahlungen sollten aufgestockt und Schulden erlassen werden. Arme Länder sollen dagegen Korruption bekämpfen und ein soziales Netz aufbauen. Damit die Menschen den Sprung in eine freiere Wirtschaft wagen können, ohne den Ruin fürchten zu müssen, schreibt die Weltbank.

pet

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false