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Wirtschaft: Lehrstellenlücke ist größer als vor einem Jahr

Gewerkschaften erklären Ausbildungspakt für gescheitert. Die Wirtschaft bleibt optimistisch und will das Angebot erhöhen

Berlin Der Ausbildungspakt der Bundesregierung mit der Wirtschaft zeigt noch keine große Wirkung. Kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. Oktober gab es 50300 offene Ausbildungsplätze und 182000 Bewerber, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit. Das rechnerische Defizit sei damit größer als vor einem Jahr. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) rechnet für den 1. Oktober mit einer Lücke von eher 30000 als 20000, wie im Herbst 2003. „Damit kommt der Nachvermittlung in den letzten drei Monaten des Kalenderjahres herausragende Bedeutung zu“, sagte Clement. Das Ziel, jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz, eine Einstiegsqualifikation oder ein anderes Angebot zu machen, sei erreichbar.

Die Wirtschaft reagierte auf die neuen Zahlen vorsichtig optimistisch. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze sei in einzelnen Kammerbezirken um bis zu 9,8 Prozent gestiegen, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Dieter Philipp. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun, warnte zugleich: „Wir sind noch lange nicht am Ziel.“ Die IG Metall, die wie die anderen Gewerkschaften auch eine Zwangsabgabe für die Betriebe gefordert hatte, die nicht ausbilden, erklärte den Ausbildungspakt für gescheitert. „Gerade die Metallindustrie hat durch den Verzicht auf die Umlagefinanzierung dreistellige Millionenbeträge eingespart, die allerdings nicht in die Ausbildung geflossen sind“, kritisierte IG Metall-Vorstand Erwin Vitt. „Die Zahlen zeigen einmal mehr, dass es falsch war, auf die Ausbildungsplatzumlage zu verzichten.“ Bei Verdi hieß es, die Regierung sei „in der Verantwortung, die gesetzliche Umlage möglichst schnell einzuführen“. Regierung und Wirtschaftsverbände hatten Mitte Juni einen Pakt geschlossen, der jedem Jugendlichen bis zum Herbst ein Ausbildungsangebot garantieren soll.

Der Bundesverband der Freien Berufe wies darauf hin, in seinem Bereich blieben jedes Jahr 2000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Ein Viertel der bereits geschlossenen Ausbildungsverträge etwa bei Ärzten oder Anwälten würden wieder gelöst, weil die Qualifikation nicht stimme. Tsp/dpa

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