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Wirtschaft: Lehrstellenumlage kostet Autoindustrie 47 Millionen

Parteichef Müntefering will Streit in der SPD um die Pläne der Regierung beenden / Selbst die Gewerkschaften müssen zahlen

Berlin (fo/HB). Die geplanten Ausbildungsplatzabgabe führt bei deutschen Automobilhersteller zu Strafzahlungen in Millionenhöhe weil die Unternehmen nicht genügend Lehrstellen anbieten. DaimlerChrysler allein hätte nach Berechnungen der IG Metall gut 13 Millionen Euro zu zahlen – und das, obwohl die Ausbildungsquote der Stuttgarter Autobauer mit 5,3 Azubis pro 100 Beschäftigten branchenweit an der Spitze liegt. Personalvorstand Günther Fleig hat deshalb auch die Regierungspläne scharf kritisiert. Die Kriterien berücksichtigten nicht alternative Wege der beruflichen Bildung.

Auch Volkswagen würde nach den Angaben der Gewerkschaft gut zwölf Millionen Euro abführen müssen, BMW immerhin noch 6,4 Millionen Euro und Audi 4,5 Millionen Euro. Alle deutschen Autohersteller zusammen zahlen dann nach heutigem Stand gut 47 Millionen Euro in den Topf, aus dem die Förderung von Ausbildung anderswo sowie die durch die Abgabe entstehenden Verwaltungskosten finanziert werden sollen.

Selbst die deutlich kleineren Unternehmen Opel und Ford würden nach Angaben der IG Metall mit fast sechs Millionen und gut vier Millionen Euro zur Kasse gebeten – bei ihnen schlägt die vergleichsweise niedrige Ausbildungsquote von lediglich 2,8 und 3,3 Prozent zu Buche. Damit liegen sie nicht nur in ihrer Branche sondern auch im bundesweiten Vergleich aller Großunternehmen deutlich zurück: Im Durchschnitt lag die Quote bei westdeutschen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern 2001 bei 4,3 Prozent, im Jahr 1990 war es noch fast ein Prozentpunkt mehr. Das geht aus dem jüngsten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung hervor. Je kleiner ein Unternehmen, desto mehr Lehrlinge bildet es aus – bei den Kleinbetrieben bis zu elf Beschäftigten, die nach dem Gesetzentwurf ohnehin von der Abgabe ausgenommen werden sollen, lag die Ausbildungsquote zuletzt bei fast acht Prozent. Sieben Prozent werden mindestens in dem Gesetz verlangt.

Selbst die Gewerkschaften müssen zahlen. Verdi wird nach Berechnungen der Deutschen Industrie- und Handelskammer mit 1,4 Millionen Euro zur Kasse gebeten, der DGB mit rund 160 000 Euro. Auch die IG Metall trifft es mangels genügender Lehrstellen mit etwa 667 000 Euro. Auch die finanzschwachen Kommunen wehren sich vehement gegen die Abgabe. So müsste etwa München 3,5 Millionen Euro zahlen, Leipzig 5,5 Millionen Euro und das Land Berlin 48 Millionen Euro.

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering will unterdessen den parteiinternen Streit um die Ausbildungsumlage beenden. Deshalb möchte er sich mit den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg am Wochenende in Berlin treffen.

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