zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Leitkursverfahren als Favorit

Bei der Umstellung auf den Euro sind drei Varianten möglichVON ANKE REZMER (HB) DÜSSELDORF.In Brüssel wird an diesem Wochenende entschieden, wie die Wechselkurse der EWWU-Teilnehmerländer auf die gemeinsame Währung umgestellt werden.

Bei der Umstellung auf den Euro sind drei Varianten möglichVON ANKE REZMER (HB) DÜSSELDORF.In Brüssel wird an diesem Wochenende entschieden, wie die Wechselkurse der EWWU-Teilnehmerländer auf die gemeinsame Währung umgestellt werden.Das Verfahren der Umstellung hat zentrale Bedeutung für einen erfolgreichen Start des neuen Geldes.Denn der Euro dürfte nur dauerhaft stabil werden, wenn die Umtauschkurse die realen wirtschaftlichen Verhältnisse widerspiegeln.Seit gut einem halben Jahr bereits ist es kein Geheimnis mehr, daß führende europäische Notenbanker eine der drei diskutierten Umstellungsarten bevorzugen: das Leitkursverfahren.Wenn sich die EU-Politiker am Sonntag dafür entscheiden, dienen die bilateralen Ecu-Leitkurse der Euroländer als Kurse für die Umstellung am 1.Januar 1999.Gemäß Maastricht-Vertrag muß der Ecu 1 : 1 in Euro umgewandelt werden.Die derzeitigen Leitkurse können nur dann eine Grundlage bilden, wenn die nationalen Notenbanken der Teilnehmerländer ihre Geld- und Wechselkurspolitik koordinieren und damit die Wechselkurse fixieren.Um die Glaubwürdigkeit der Kurse sicherzustellen, müßten die Notenbanker zusagen, diese Paritäten zu gewährleisten.Für die Leitkurse spricht, daß sie sich bereits seit zwei Jahren kaum von den Marktkursen unterscheiden.Einzig das irische Punt scherte aus: Es lag deutlich über dem Leitkurs und wurde daher Mitte März drei Prozent aufgewertet.Somit hat der Markt die Kurse bereits erprobt, zudem sind sie politisch akzeptiert.Drittens spiegelt ein Leitkurs das Gewicht einer Währung im Ecu-Korb wider, hinter dem die Wirtschaftskraft des Landes in der EU steckt.Das sind gute Voraussetzungen dafür, daß die Kurse zwischen Mai 1998 und 1999 wenig schwanken.Das Marktkursverfahren dagegen, das im Umkreis des Ex-Bundesbankchefs Helmut Schlesinger befürwortet wird, läßt die Währungen nach dem aktuellen Kurs des letzten Handelstags umrechnen.Vorteil: Spekulanten könnten nicht gegen angekündigte Umrechnungsverhältnisse pokern.Aber Währungsexperten graust vor dem Gedanken, daß zum Stichtag verzerrte Wechselkurse fixiert werden könnten.Durch Spekulationen könnte der Kurs fernab von wirtschaftlichen Daten schwanken.Und auch Politiker könnten versuchen, ihren Exporteuren durch Abwertung zu helfen.Das dritte Verfahren, nach Durchschnittskursen der letzten Jahre, gefällt Ex-EWI-Präsident Alexandre Lamfalussy: Er schlägt den Durchschnitt der Ecu-Kurse von 1996 bis 1998 vor.Kurzfristige Abwertungen wären nicht möglich.Aber Wissenschaftler erwarten Kurssprünge, wenn die Durchschnittskurse von den Marktkursen abweichen.

ANKE REZMER (HB)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false