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Wirtschaft: Letzte Chance für Smart

Daimler-Chrysler sucht für die angeschlagene Marke keinen Käufer mehr

Frankfurt am Main - Der neue Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche hat sich festgelegt: Nach Informationen aus Branchenkreisen hat er sich dafür entschieden, bei der defizitären Kleinwagensparte Smart trotz schwacher Absatzzahlen vorerst nicht die Reißleine zu ziehen. Zetsche gibt damit einer Sanierung von Smart eine letzte Chance. „Alles dazu ist gesagt“, sagte ein Sprecher lediglich.

Obwohl der neue Vorstandschef der angeschlagenen Marke damit den Rücken stärkt, sind nach Einschätzung von Branchenkennern weitere Einschnitte bei Smart nicht vom Tisch. Während der Start des weitgehend entwickelten Nachfolgemodells des Smart-Zweisitzers im kommenden Jahr unstrittig ist, gilt die Zukunft des Viersitzers als ungewiss.

Der Smart Viersitzer For Four hat es schwer auf dem hart umkämpften Markt für Kleinwagen. Nach Informationen aus Branchenkreisen sackte die Produktion des Viersitzers im vergangenen Jahr auf etwa 45 000 Einheiten ab. Nach früheren Aussagen von Daimler liegt die Gewinnschwelle für den Wagen jedoch bei mindestens 90 000 Fahrzeugen. Analysten halten es deshalb für wahrscheinlich, dass der For Four keinen Nachfolger mehr erhalten werde, wenn der Misserfolg anhält. Eine Entscheidung darüber wird aber nach Worten von Walker frühestens Ende 2007 gefällt.

Überlegungen für einen raschen Verkauf von Smart sind dagegen wieder eingestellt worden. Das Unternehmen habe seinen Auftrag an die Investmentbank Goldman Sachs storniert, Angebote für Smart zu prüfen, heißt es in Branchenkreisen. Finanzexperten reagierten skeptisch. „Damit bleibt die Unsicherheit bestehen, ob Daimler mit Smart 2007 den Turnaround schafft“, sagte Auto-Analyst Georg Stürzer von der Hypo-Vereinsbank.

Zuletzt hatten sich neben Daimler-Großaktionär Kuwait auch größere Fonds für einen Ausstieg stark gemacht. Offiziell hatte der Konzern die rote Zahlen schreibende Marke nie zum Verkauf gestellt. Laut Branchenkreisen loteten die Stuttgarter allerdings in den vergangenen Monaten die Chancen für einen solchen Schritt aus. Tatsächlich hatte Goldman Sachs in jüngster Zeit laut Finanzkreisen trotz anders lautender Darstellung von Daimler nach Interessenten für Smart gesucht. Angesichts der hohen Verluste von Smart hätte der Konzern laut Branchenkennern jedoch „keinen positiven Kaufpreis“ für die Tochter erzielen können.

Ein Aktionär will auf der Hauptversammlung im April sogar eine Sonderprüfung für die Geschäftsführung der defizitären Marke durchsetzen. Auf der Detroit Auto Show Anfang Januar war bekannt geworden, dass Daimler die Investmentbank Goldman Sachs beauftragt hatte, Angebote für Smart zu prüfen. Mehrere Offerten für Smart seien eingegangen, heißt es. Zetsche bezeichnete deren Spektrum kürzlich von „unbedarft bis zu potenziell interessant“. Konkret verhandelt wird schon mit einem britischen Konsortium, dass unter dem Namen „Project Kimber“ den im Zuge der Sanierung eingestellten Smart Roadster weiterbauen will. Hierbei geht es aber einzig um das Modell und nicht um Smart als Ganzes.zel/hz (HB)

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