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Wirtschaft: Lieber vom Lieferdienst

Auf Tiefkühlkost spezialisierte Geschäfte haben in Deutschland keine Chance – Eismann und Bofrost dagegen schon

Der Einkaufsbummel erinnert an einen Besuch im Aquarium: Die Exponate hinter den dicken Scheiben sind allerdings keine Meerestiere, sondern nur tiefgefrorene Lebensmittel. In Großbritannien und Frankreich haben sich Geschäfte, die ausschließlich Tiefkühlprodukte anbieten, fest etabliert. In Deutschland ist die Einführung ähnlich spezialisierter Läden dagegen gescheitert. Und das, obwohl der Markt für Tiefkühlkost auch hier zu Lande seit Jahren wächst. „Die Supermärkte haben in Deutschland den Trend zur Tiefkühlware früh erkannt“, sagt Klaus Knietzsch, Nahrungsmittelexperte der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Besonders die Discounter trieben deren Verbreitung voran. Denn die Billiganbieter verkaufen lieber abgepackte Waren, statt in ihren Filialen kostspielige Frischtheken zu betreiben. Geschäfte, die nur Gefrorenes anbieten, hätten da keine Chance.

„Zudem spielen in Deutschland schon seit Jahren die Heimdienste eine wichtige Rolle auf dem Markt für Tiefkühlkost“, sagt Knietzsch. Fast 30 Prozent des gesamten Tiefkühlmarktes von 3,3 Milliarden Euro gehen nach Angaben der GfK auf das Konto der Lieferdienste. 90 Prozent davon machen die Unternehmen Bofrost und Eismann unter sich aus und beliefern zusammen 4,6 Millionen Kunden.

„Um sich von den Supermärkten und Discountern abzuheben, setzen die Lieferdienste auf eine große Auswahl und hohe Qualität“, sagt Knietzsch. Bofrost hat rund 350 tiefgekühlte Produkte im Sortiment, Eismann sogar 470. Das ist etwa fünf mal so viel wie in einem gut sortierten Supermarkt. Unter den Produkten finden sich Spezialitäten wie gefüllte Putenbrust (Eismann) oder Dominosteine aus Eis (Bofrost). Bei der Auswahl der Produkte helfen die Fahrer, die damit nicht nur reine Lieferanten, sondern auch Verkäufer sind.

Großen Wert legen die Lieferdienste darauf, dass sie eine „geschlossene Kühlkette“ bieten. „Jedes Antauen bedeutet einen Qualitätsverlust, da sich die Zellstruktur der Lebensmittel dann verändert“, sagt Sigrid Baum, Geschäftsführerin von Bofrost. Das Ergebnis: Früchte oder Gemüse würden matschig. Daher werden Rohprodukte wie Gemüse oder Fisch bei Bofrost spätestens zwei Stunden nach Ernte oder Fang schockgefrostet – direkt vor Ort in 32 Ländern.

Mit den hohen Wachstumsraten wie in den 90er Jahren ist es bei den Tiefkühlspezialisten durch den Erfolg der Discounter jedoch vorerst vorbei. Doch Eismann und Bofrost wollen ihrer Linie treu bleiben und weiter auf Qualität setzen. Immerhin sind ihre Produkte rund 50 Prozent teurer als im Supermarkt. msh

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