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Zwei Shopper von Getnow packen die Bestellungen in einer Metro-Filiale ein. Von dort werden sie zu den Kunden geliefert.

© Getnow

Lieferdienst Getnow: Das Start-up, das Metro-Lebensmittel an Privatkunden liefert

Getnow rollt seinen Service bundesweit aus. Das Unternehmen will den Schüssel gefunden haben, wie ein Lebensmittellieferdienst profitabel arbeiten kann.

Seit einigen Tagen kann man in Berlin auf zahlreichen Werbetafeln folgenden Spruch lesen: „Willst du’s für lau, kauf bei Getnow.“ Wer sich nun aber auf einen Gratis-Einkauf freut, wird enttäuscht. Getnow ist ein Start-up, das Lebensmittel nach Hause liefert. Umsonst, also für lau, ist das allerdings nicht. Erst ab einem Bestellwert von 40 Euro entfällt die Liefergebühr, darunter sind es 3,99 beziehungsweise 6,99 Euro, wenn das Essen innerhalb von 90 Minuten zuhause ankommen soll. Die Ware selbst muss man natürlich auch bezahlen.

So missverständlich die Werbebotschaften von Getnow auch sein mögen, so ambitioniert sind aktuellen Pläne des Start-ups. Denn das Unternehmen, das 2015 in Berlin gegründet wurde und Anfang des Jahres seinen Sitz nach München verlagert hat, ist gerade dabei, seinen Service bundesweit auszurollen.

„Wir wollen Ende des Jahres einen Status erreichen, den wir bundesweit als flächendeckend bezeichnen“, kündigt Thorsten Eder, Marketingchef bei Getnow im Gespräch mit dem Tagesspiegel an. In Berlin sei Getnow „in großen Teilen“ der Stadt verfügbar.

Produkte von Metro, Lieferungen von DHL

Bei dieser Expansion hat das Start-up einen prominenten Partner an seiner Seite: Metro. Der Großhändler unterstützt Getnow in Form einer strategischen Kooperation. Konkret bedeutet das, dass Getnow derzeit all seine Waren von Metro bezieht. Denn das Geschäftsmodell des Startups funktioniert – einfach gesprochen – so: Wenn ein Kunde eine Bestellung auf der Internetseite von Getnow aufgibt, kauft ein sogenannter Shopper die gewünschten Produkte bei Metro ein und übergibt sie an einen Lieferanten, der sie zum Kunden bringt.

In jeder teilnehmenden Metro-Filiale stehen 10 bis 15 Shopper bereit, um Getnow-Bestellungen zu kaufen, die Lieferung erfolgt durch ein Tochterunternehmen von DHL. „Bei uns entsteht kein zusätzlicher Verpackungsmüll“, betont Eder. „Nur eine Papiertüte, in der der Einkauf geliefert wird.“

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Für diese Art der Lebensmittellieferung gibt es ein prominentes Vorbild. In den USA ist das Startup Instacart mit einem ähnlichen Geschäftsmodell bereits in 25 Bundesstaaten aktiv. Seit seiner Gründung im Jahr 2012 sammelte das Unternehmen fast zwei Milliarden Risikokapital ein und hat es damit zu einer Unternehmensbewertung von 7,6 Milliarden US-Dollar gebracht.

Schafft E-Food den Durchbruch?

Von solchen Dimensionen ist Getnow noch weit entfernt. Aktuell beliefert das Unternehmen Kunden im Umkreis der Metro-Filialen in München-Pasing, Neuss und Frankfurt-Rödelheim. In Berlin gehen die Lieferungen von Metro in Spandau aus. „Wir planen, jeden Monat einen weiteren Metro-Standort in unseren Shop aufzunehmen und damit jeweils ein neues Liefergebiet zu erschließen“, skizziert Eder die kurzfristigen Pläne.

Der Umsatz von E-Food, also Lebensmitteln, die im Internet bestellt wurden, wächst zwar schneller als der übrige Onlinehandel, doch er macht immer noch einen verschwindend geringen Anteil am Lebensmittelhandel insgesamt aus. Auch große Player wie Rewe oder Amazon Fresh betrachten ihre Investitionen auf diesem Feld eher als Wette auf die Zukunft.

Gleiches gilt für die Supermarktkette Edeka, die nach der Zerschlagung von Kaisers-Tengelmann das Liefer-Start-up Bringmeister übernahm und der man nachsagt, hier deutlichen Druck auszuüben, endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Kaufland und Lidl haben ihre Lieferangebote wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit komplett eingestellt. Es darf angenommen werden, dass auch Getnow noch nicht profitabel wirtschaftet. Was also lässt das Start-up glauben, mit E-Food ein profitables Geschäft auf die Beine stellen zu können?

Thorsten Eder, seit Oktober 2018 Marketingchef bei Getnow.
Thorsten Eder, seit Oktober 2018 Marketingchef bei Getnow.

© getnow

„Gegenüber anderen Lieferdiensten haben wir entscheidende Vorteile“, ist sich Eder sicher: „Wir haben kein Lager, keine eigene Logistik, keine eigenen LKW und keine eigenen Fahrer.“ Das heißt für den 43-Jährigen: „Unsere Kosten beschränken sich im Prinzip auf das Personal im Headquarter.“ Er sehe deshalb „eine sehr, sehr realistische Chance, langfristig profitabel zu wirtschaften“.

Zudem soll Metro nicht der einzige Kooperationspartner bleiben. „Wir werden weitere Partner in unserem Shop listen, die nicht nur aus dem Lebensmittelhandel kommen“, sagt Eder. So sollen künftig auch Haushaltes- und Drogerieartikel bei Getnow zu finden sein. „Wir wollen eine Rolle einnehmen, bei der Händler ihre Waren anbieten und Kunden alle Waren des täglichen Bedarfs finden.“

Die Gründer von Getnow sind indes schon seit Mitte des vergangenen Jahres nicht mehr im operativen Geschäfts ihres Unternehmens tätig. Sie holten stattdessen Manager zu Getnow, die bereits Erfahrung im Bereich der Lebensmittellieferung vorweisen können. Jüngster Neuzugang ist Robert Schambach, der zuvor Geschäftsführer bei dem Online-Supermarkt Allyouneed Fresh war. Insgesamt arbeiten bei Getnow derzeit rund 100 Menschen, im Onlineshop sind circa 15.000 Artikel gelistet. In den nächsten zwei Monten soll auch eine Getnow-App auf den Markt gebracht werden.

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