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Wirtschaft: Lkw-Aktien: Die Kursprognosen für die großen Hersteller sind nicht gut

Vor dem Hintergrund hoher Ölpreise und trüber Branchenperspektiven öffnet an diesem Sonnabend in Frankfurt die 58. Internationale Automobil-Ausstellung Nutzfahrzeuge.

Vor dem Hintergrund hoher Ölpreise und trüber Branchenperspektiven öffnet an diesem Sonnabend in Frankfurt die 58. Internationale Automobil-Ausstellung Nutzfahrzeuge. Branchenkenner sind sich sicher, dass große Neuigkeiten und Überraschungen ausbleiben.

Skeptisch beurteilt das Investmenthaus Goldman Sachs den Sektor. "Im ersten Halbjahr sind zwar mehr Lastwagen ausgeliefert worden, aber die Profitabilität ist nicht gestiegen", meint Analyst Colin Gibson. Ursache sei neben den hohen Ölpreisen, dass die Hersteller mehr Standard-Modelle als in der Vergangenheit verkauften. Mit Sonderausstattungen verdiene man dagegen mehr Geld. "Außerdem sind die Hersteller davon betroffen, dass Leasing eine immer größere Rolle spielt. In Deutschland spürt man das nicht so stark, dafür aber mehr in Großbritannien und Frankreich." Leasingfirmen böten vielfach günstige Finanzierungen und setzten somit die Verkaufspreise der Hersteller unter Druck. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht durch die gestiegenen Dieselpreise das Investitionsklima gefährdet. Seit Dezember hat sich der Rohölpreis verdoppelt. Der schwache Euro trägt ebenfalls zu den hohen Ölpreisen bei, die auf dem Weltmarkt in Dollar bezahlt werden. Für den nordamerikanischen Markt sei zwar in diesem Jahr mit einem Wachstum von fünf Prozent zu rechnen, doch 2001 müsse im Nutzfahrzeugmarkt mit einem Minus kalkuliert werden. Ähnlich sieht es in Europa aus: Noch stiegen die Zulassungen kräftig an, aber 2001 drohe die Wende. "Der Ölpreis überlagert alles, und Fusionsfantasien fehlen", ist sich Merck-Finck-Analystin Pia Christina Schulze sicher. Ihr Favorit ist MAN: "Der Konzern ist im Truck-Bereich klar positioniert, gewinnt deutlich Marktanteile in Europa hinzu und bleibt bei seinen Leisten." Ganz anders sehen Strategen die Situation bei Daimler-Chrysler. Mit der Übernahme Chryslers mutierte der Nobelkarossen-Hersteller zu einem Massenproduzenten. Folglich überrascht Kenner der Aktienabsturz kaum. "Daimler wird nicht mehr an Porsche oder BMW, sondern an Ford oder General Motors gemessen", meint Schulze. Gegenüber den beiden US-Konzernen wären die Stuttgarter auch bei einem Kursniveau unter 50 Euro noch angemessen bewertet.

Noch krasser fällt das Urteil über VW aus. Kaum jemand mag den Einstieg bei der schwedischen Scania verstehen. Analysten halten das Einsparpotenzial für sehr begrenzt, wenn ein PKW-Hersteller sich plötzlich auf 16-Tonner konzentriert. "Die Strategie ist Wert vernichtend. Synergieeffekte sind nicht zu erkennen", moniert Christian Breitsprecher von der Deutschen Bank.

Yasmin Osman, Ulf Sommer

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