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Wirtschaft: Logistik-Verkauf hilft Karstadt bei der Sanierung

Post-Tochter DHL bezahlt 200 Millionen Euro / Damit hat der Warenhauskonzern ein Drittel der geplanten Verkäufe gestemmt

Berlin - Der angeschlagene Einzelhandelskonzern Karstadt-Quelle kommt mit der Sanierung voran. Die Post-Tochter DHL wird für 200 Millionen Euro Teile der Logistiksparte übernehmen, wie beide Unternehmen am Montag bekannt gaben. Insgesamt will Karstadt-Quelle durch Verkäufe 1,1 Milliarden Euro einnehmen, ein Drittel davon sei bereits erreicht, sagte Karstadt-Quelle-Chef Christoph Achenbach in Essen.

Der Verkauf von Teilen der Logistiksparte an DHL ist der erste größere Schritt auf dem Weg zur Umsetzung des Sanierungsprogramms. Der Einzelhandelskonzern hatte im Herbst ein umfangreiches Sanierungsprogramm angekündigt (siehe Kasten). Im vergangenen Jahr war der Umsatz um sieben Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zurückgegangen. Die nächste große Herausforderung ist jetzt der Verkauf der Warenverteilzentren in Frankfurt und Unna, die die Post nicht mit übernommen hat.

Er soll nach Angaben eines Karstadt-Sprechers spätestens im zweiten Quartal abgeschlossen sein. Schon im vergangenen Jahr hatte sich Karstadt-Quelle von seinen Beteiligungen an der Kaffeehaus-Kette Starbucks, an zwei Call-Centern und zwei Warenhäusern getrennt. Außerdem verhandelt der Konzern über den Verkauf der Fachhandelsketten Runners Point, Wehmeyer, Sinn-Leffers und Golf House.

Es gibt mehrere Interessenten. Achenbach sagte, die Verhandlungen würden bis Jahresmitte abgeschlossen sein. Für Teile der Logistiksparte ist der Verkauf dagegen perfekt. Die Post-Tochter DHL übernimmt vom 1. April an für zehn Jahre die Warenhaus-Logistik sowie die Auslieferung von Groß- und Stückgütern der Versandhändler Neckermann und Quelle. Der Post-Konkurrent Fiege, der zeitweise exklusiv mit Karstadt-Quelle über den Verkauf der Groß- und Stückgutsparte verhandelt hatte, ist damit endgültig aus dem Rennen.

DHL hat sich auch verpflichtet, die 3650 Mitarbeiter von Karstadt-Quelle zu übernehmen. In Berlin sind nach Angaben eines Karstadt-Sprechers rund 140 Mitarbeiter in einem regionalen Logistikzentrum betroffen. Die Sparten, die DHL übernimmt, kommen auf einen jährlichen Gesamtumsatz von 530 Millionen Euro. Analysten halten den Kaufpreis von 200 Millionen Euro im Verhältnis zum Umsatz für angemessen. Karstadt-Quelle senke durch den Verkauf seine Kosten um drei bis fünf Prozent, sagte Achenbach.

Jetzt muss das Kartellamt dem Verkauf noch zustimmen. Behördensprecherin Anja Scheitgen sagte am Montag, zur wettbewerbsrechtlichen Beurteilung könne man noch nichts sagen. Das Amt hatte in einer Vorprüfung im Dezember nur den Verkauf der Distributionssparte geprüft und keine Einwände gehabt. Das am Montag bekannt gegebene Geschäft geht aber darüber hinaus.

Die Börse reagierte kaum. Schon vor Bekanntwerden des Verkaufs hatte die Karstadt-Aktie nachgegeben, nach Börsenschluss notierte sie bei 7,47 Euro (minus 2,48 Prozent). „Dass Karstadt-Quelle an DHL verkaufen würde, war bekannt, große Fantasie kommt da nicht auf“, kommentierte ein Münchner Analyst.

Maren Peters

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