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Wirtschaft: Looping für Senioren

Freizeitparks müssen auch Ältere ansprechen

Das Bremer SpaceCenter muss nach wenigen Monaten schließen. Liegt das an der Konjunktur oder am Konzept?

Der Erfolg von Freizeitparks hängt vor allem vom Standort ab. Beim Space-Center in Bremen haben sie ein Einzugsgebiet mit drei Besuchergruppen: Heringe, Flundern und friesische Kühe. Die erwarteten Besucherzahlen waren von Anfang an zu hoch geschätzt. Man wollte in der strukturschwachen Region Arbeitsplätze schaffen. Aber sie können nicht einfach irgendwo ein paar Attraktionen aufbauen und erwarten, dass der Park automatisch läuft.

Die französische Gruppe Grévin hat den Panorama-Park im Sauerland gekauft, die britische Tussaud-Gruppe den Heidepark Soltau. Wird es mehr Übernahmen geben?

Ich rechne mit weiteren Übernahmen. Noch sind die meisten Freizeitparks in Deutschland Familienbetriebe. Sie wurden meist in den sechziger und siebziger Jahren gegründet. Der Übergang von den Vätern auf die Kinder wird nicht überall klappen. Deswegen könnten in Zukunft einige Parks den Besitzer wechseln – wenn sich ein Käufer findet. Andere werden vom Markt verschwinden.

Ist der deutsche Markt für Investoren wie Disney oder Universal attraktiv?

Es gibt zumindest Entwicklungspotenzial, weil die Deutschen im Vergleich zu den Nachbarn noch seltener in Freizeitparks gehen. Aber Deutschland ist ein schwieriger Markt: Die Eintrittspreise sind bis zu 50 Prozent niedriger als in einigen Nachbarländern. Dadurch ist die Gewinnmarge für die internationalen Konzerne hier geringer.

Wenn es hier so schwierig ist, was sind dann Erfolgsrezepte?

Es geht längst nicht mehr darum, nur eine möglichst lange, hohe oder schnelle Achterbahn aufzubauen. Das Ambiente des Parks muss stimmen und die ganze Familie ansprechen. Auch die Großeltern müssen sich wohlfühlen. Wenn die nur am Rand stehen und froh sind, wenn ihre Enkel die Achterbahn überlebt haben, macht der Betreiber etwas falsch. Wenn sie durch Shows oder Erlebnisrestaurants angesprochen werden, kommen sie gerne mit ihren Enkeln wieder.

Einige Parks setzen auf Hotelanlagen. Ein richtiger Schritt?

Das kommt darauf an. Euro Disney bei Paris schreibt rote Zahlen, weil zu viele Hotels gebaut wurden. Die Besucher machen lieber Tagesausflüge von Paris aus. Aber wenn ein Park gut läuft, wie der Europa-Park in Rust, und dann zusätzlich Übernachtungen anbietet, steigert das natürlich den Umsatz pro Besucher.

Zurzeit gibt es knapp 60 Freizeitparks in Deutschland mit mehr als 100000 Besuchern im Jahr. Für wie viele ist Platz?

Das lässt sich nicht genau sagen. Es kann gut sein, dass noch neue Freizeitcenter gebaut werden. Im Großraum Stuttgart gibt es auch noch Potenzial dafür.

Wie sieht es in den neuen Ländern aus?

Für große Parks gibt es dort nicht genug Kaufkraft. Das sieht man auch am schlechten Start von Belantis bei Leipzig.

Das Gespräch führte Alexander Visser.

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