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Magische Zahlen. Jede Woche nehmen 30 Millionen Deutsche an Lotterien teil. 115 wurden im vergangenen Jahr Millionäre. Rund 100 000 Arbeitsplätze hängen an der Branche.

© picture alliance / dpa

Lotto: Die Wette gilt

Das Monopol bringt weniger ein. Staatliche Lottofirmen setzen jetzt auf den neuen Staatsvertrag - und mehr Werbung, Internet und eine strengere Regulierung.

Berlin - Wer wird Millionär? Im vergangenen Jahr waren es 115 Bundesbürger, die sich über einen Hauptgewinn im Lotto freuen durften. „Wir machen Millionäre“, sagte der Sprecher des Deutschen Lotto- und Totoblockes (DLTB) sowie Geschäftsführer der Saarland-Sporttoto GmbH, Michael Burkert, am Mittwoch in Berlin. Fast 30 Millionen Deutsche seien jede Woche bei verschiedenen Lotteriespielen dabei. Ein Milliardengeschäft: 2012 machte der DLTB 6,4 Milliarden Euro Umsatz. Ein Grund zur Freude war dies allerdings nicht, denn die Erlöse sanken um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Abwärtstrend aus den Vorjahren setzte sich fort. Gerade für jüngere Menschen sei das klassische Lottospiel „nicht mehr so sexy“, räumte Burkert ein. Die Spieler seien im Schnitt 60 Jahre alt.

Die eigentlichen Gründe für das rückläufige Geschäft der staatlichen Lottogesellschaften lägen aber woanders: In der wachsenden Konkurrenz illegaler Anbieter und in den – zuletzt gelockerten – Beschränkungen für Werbung und Internetangebote. Große Hoffnungen verbindet der DLTB mit dem am 1. Juli 2012 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag. Mit dem mühsam ausgehandelten Vertrag halten die Bundesländer, die für die Regulierung des Glücksspiels in Deutschland zuständig sind, am staatlichen Lottomonopol fest. Auf Druck der Wettbewerbshüter musste der Markt aber für Private geöffnet werden. Für sieben Jahre sollen nun 20 Konzessionen an Sportwettenanbieter vergeben werden. Der Vertrieb über das Internet, der 2008 verboten wurde, ist wieder zugelassen. Die staatlichen Anbieter wollen bei Sportwetten mit ihrem eigenen Anbieter Oddset eine Konzession erwerben. Auch mit TV-Werbung soll das Geschäft angekurbelt werden, eine entsprechende Genehmigung wird in den kommenden Tagen erwartet. Einen „siebenstelligen Betrag“ werde man in die Fernsehwerbung investieren, sagte Michael Burkert.

Eine Stabilisierung des „fragilen Geschäfts“ verspricht sich der DLTB aber vor allem von einer schärferen Regulierung illegaler Anbieter. „Drei bis vier Milliarden Euro gehen dem deutschen Lottomarkt jedes Jahr durch Illegale verloren“, sagte Burkert. „Die Ordnungspolitik muss da in Zukunft Flagge zeigen.“ Auch Spielhallen, deren Umsätze stetig steigen, sollten stärker reglementiert werden. Gerade intensives Glücksspiel an Automaten fördert nach Erkenntnissen von Experten die Spielsucht. Insidern zufolge tummeln sich in diesem Markt auch illegale Anbieter zum Zwecke der Geldwäsche.

Der DLTB sieht hier staatlichen Handlungsbedarf – nicht nur im Interesse des eigenen Geschäfts. „Wenn der Staat seine Aufgaben erfüllt, steigen die Umsätze wieder“, sagte Burkert. Dass die Glücksspielregulierung auch künftig in die Zuständigkeit der Bundesländer falle, hätten das Verfassungsgericht und die EU- Kommission im Prinzip jüngst bestätigt. Rechtliche Fragen bezüglich der föderalen Struktur Deutschlands sollen demnächst noch vom Europäischen Gerichtshof entschieden werden. Die staatlichen Anbieter sprechen sich gegen eine „Einmischung seitens der EU-Kommission aus“. Die Organisation des Glücksspiels sei Vorrecht der jeweiligen Staaten: „Und das muss auch so bleiben“, sagte Burkert.

Er verwies auf die Gemeinnützigkeit des DLTB hin, dessen Gesellschaften jedes Jahr 40 Prozent ihrer Erträge für Steuern oder für die Förderung von Sport, Kultur oder Umwelt verwendeten. Allein 2012 seien dies mehr als 2,5 Milliarden Euro gewesen. Henrik Mortsiefer

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