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Bilanzpressekonferenz Air Berlin

© ddp

Luftfahrt: Air Berlin fliegt auf Sparkurs

Für Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft geht es bergab. Im vergangenen Jahr machte Air Berlin 75 Millionen Euro Verlust – und erwartet aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise ein schwieriges Jahr.

Berlin - Air Berlin richtet sich infolge der Wirtschaftskrise auf eine längere Flaute am Himmel ein – und kürzt die Kapazitäten. Weil in diesem Jahr weniger Passagiere erwartet werden, wird das Unternehmen zwölf Flugzeuge weniger auf die Reise schicken als ursprünglich geplant. Betroffen sein wird vor allem die Langstrecke, auf der ein Drittel weniger Sitzplätze angeboten werden als im Vorjahr. „Hier haben wir den stärksten Nachfragerückgang“, begründete Unternehmenschef Joachim Hunold am Montag bei der Bilanzvorlage in Berlin. Dagegen will er das Angebot bei innerdeutschen Flügen sogar leicht ausweiten. Mit dem Sparprogramm sieht sich der Manager für die schwierigen Zeiten gut gerüstet. Auf eine konkrete Prognose zum Geschäftsverlauf verzichtete er aber.

Im vergangenen Jahr war die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands tief in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich stand ein Verlust von 75 Millionen Euro, nach rund 40 Millionen Euro im Vorjahr. Als Grund für die Verschlechterung nannte der Lufthansa-Konkurrent hohe Treibstoffkosten, ein schwächeres Finanzergebnis und eine einmalige Steuergutschrift im Vorjahr. Der operative Gewinn stieg dagegen auch als Folge von Kostensenkungen auf 14,2 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um 6,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.

Die Börse ließ Air Berlin zu Handelsbeginn hochleben. Der Aktienkurs schoss zeitweise um rund zehn Prozent nach oben, gab im Handelsverlauf aber deutlich nach und notierte zum Schluss bei 3,11 Euro ein – ein Plus von knapp einem Prozent. Nach Einschätzung von Analysten war die Anfangseuphorie aber nicht auf die Zahlen zurückzuführen – zumal das Ergebnis schwächer war als erwartet –, sondern vor allem Reaktion auf den Einstieg von gleich zwei neuen Großaktionären.

Am Wochenende hatte Air Berlin bekannt gegeben, dass die Tui-Reisetochter Tui Travel bis zu 20 Prozent seiner Anteile übernimmt (umgekehrt steigt Air Berlin mit 20 Prozent bei der Tui-Tochter Tuifly ein) und sich zudem die türkische Esas-Holding künftig mit rund 15,3 Prozent an Air Berlin beteiligt. Die Berliner wollen im zweiten Halbjahr die Städteverbindungen von Tuifly übernehmen. Aus der Zusammenarbeit erhoffe man rund 20 Millionen Euro Synergien pro Jahr, sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer.

„Die Börse ist erleichtert über die Zusammenarbeit mit Tui, weil Kostenvorteile für beide Seiten zu erwarten sind“, sagte Analyst Zafer Rüzgar von Independent Research dem Tagesspiegel. Zudem sei durch den Einstieg des türkischen Familienunternehmens, dem auch die türkische Fluggesellschaft Pegasus mit 15 Flugzeugen gehört, die Unsicherheit über das Aktienpaket von Ex-Großaktionär Leonard Blawatnik beendet. Der russischstämmige US-Millionär hatte seinen Anteil von gut 18 Prozent im Januar an die Schweizer Bank UBS verkauft.

Air Berlin hofft, mit der Familie einen dauerhaften Eigentümer gefunden zu haben. „Die Familie Sabanci ist dafür bekannt, dass sie langfristig investiert“, betonte Hunold. Für Air Berlin böten sich dadurch möglicherweise auch „strategische Optionen“.

Air Berlin hatte seine eigenen strategischen Pläne in den vergangenen Monaten deutlich zurückgestutzt. Der strikte Expansionskurs funktionierte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht. Der Schuldenberg wuchs, zeitweise galt Air Berlin sogar als Pleitekandidat. Doch Hunold lenkte um, stoppte die teure Expansion, legte ein Sparprogramm auf und denkt inzwischen sogar laut über den Verkauf des Langstreckengeschäfts LTU nach.

Zu seinem Sparplan für 2009 gehört es, den geplanten Kauf neuer Flugzeuge zu verschieben. Eigentlich sollte die Flotte von derzeit 125 auf 140 Flugzeuge aufgestockt werden, jetzt werden es nur 128. Das muss reichen. Denn infolge der Wirtschaftskrise rechnet Hunold mit einem Rückgang der Passagierzahl um vier bis fünf Prozent auf gut 27 Millionen.

Maren Peters

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