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Ryanair

© dpa

Luftfahrt: Ryanair erwartet Millionenverluste

Hohe Kerosinkosten und Streiks bereiten der Billig-Airline Ryanair große Probleme. In der Wintersaison sollen Flugzeuge stillgelegt werden. Mit diesen Schwierigkeiten ist Ryanair nicht allein: Die gesamte Branche droht in Bedrängnis zu geraten.

Berlin - Europas größter Billigflieger Ryanair ächzt unter den hohen Treibstoffkosten. Weil sich der Kerosinpreis im abgelaufenen Quartal verdoppelt hat, ist der Gewinn der irischen Fluggesellschaft trotz steigender Umsätze dramatisch eingebrochen. Unternehmenschef Michael O’Leary befürchtet nun auch für das Gesamtjahr einen zweistelligen Millionenverlust, wie er am Montag sagte. Vom Modell Billigflieger will er sich trotzdem nicht verabschieden – im Gegenteil: O’Leary geht in die Offensive. Er kündigte aggressive Preissenkungen an, um damit die Auslastung seiner Maschinen zu sichern und die Konkurrenz noch stärker unter Druck zu setzen.

Die Börse konnte der Ryanair-Chef mit der Ankündigung am Montag allerdings nicht überzeugen: Der Aktienkurs brach bis zum Nachmittag um knapp 18 Prozent ein und zog auch andere Luftfahrtwerte mit nach unten. Nur Air-Berlin-Papiere legten zu. Analysten begründeten das damit, dass Air Berlin vom Lufthansa-Streik profitiert habe.

In Deutschland ist Ryanair – gemessen an der Zahl der beförderten Passagiere – die Nummer eins, gefolgt von Lufthansa, Easyjet und Air Berlin. Im abgelaufenen Quartal mussten die Iren einen Gewinneinbruch um 85 Prozent auf 21 Millionen Euro verkraften. „Das war mehr als befürchtet“, sagte Analyst Uwe Weinreich von Uni Credit. Der Umsatz des Billigfliegers stieg im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent auf 777 Millionen Euro, weil mehr Passagiere befördert wurden. Gleichzeitig sei aber auch der Kerosinpreis kräftig gestiegen. Die Ausgaben für Sprit machen nach Ryanair-Angaben mittlerweile 50 Prozent der gesamten Betriebskosten aus. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 36 Prozent.

Sollte der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau bleiben, befürchtet Unternehmenschef O’Leary für das Geschäftsjahr 2006/07 einen Verlust von bis zu 60 Millionen Euro. „Eine beginnende Rezession in Großbritannien und Irland, ausgelöst durch die globale Kreditkrise und die hohen Ölpreise, führt zu sinkendem Verbrauchervertrauen“, sagte er zur Begründung. Damit Verbraucher trotz knapper Kassen künftig nicht auf das Fliegen verzichten, will er die Tickets im Winter um durchschnittlich fünf Prozent billiger anbieten. Nach Ryanair-Angaben lag der Durchschnittspreis zuletzt bei 42 Euro.

Der hohe Ölpreis, der sich in steigenden Kerosinpreisen niederschlägt, belastet die gesamte Luftfahrtbranche. Das hat schon jetzt spürbare Folgen für die Passagiere. Immer mehr Airlines kassieren bereits für das erste Gepäckstück eine Gebühr, auch Streckenstreichungen sind an der Tagesordnung. Ryanair-Konkurrent Air Berlin hat zudem gerade Preiserhöhungen angekündigt. Auch die Kerosinzuschläge sind bei vielen Gesellschaften in den vergangenen Monaten mehrfach erhöht worden. Ryanair ist bislang die einzige europäische Gesellschaft, die auch in Zukunft darauf verzichten will.

Um zu sparen, will O’Leary aber die Gehälter im gesamten Unternehmen einfrieren und in der Wintersaison 19 Flugzeuge stilllegen. Bereits vor gut einer Woche hatte der Billigflieger angekündigt, die Flotte auf dem Londoner Flughafen Stansted, der auch von Berlin aus angeflogen wird, um ein Drittel zu reduzieren.

Analysten gehen davon aus, dass die Billigflieger – sollte das Öl so teuer bleiben wie bisher – insgesamt schwierigen Zeiten entgegensehen. „Angesichts hoher Kerosinkosten sind alle Billig-Airlines gezwungen, die Kostenstrukturen anzupassen“, sagte Martina Noß, Analystin bei der NordLB, dem Tagesspiegel. Unrentable Strecken zu bedienen – wie das viele Billigflieger bislang getan hätten – sei vor allem in der Anfangsphase stets mit hohen Verlusten verbunden. Das rechne sich bei den hohen Ölpreisen nicht mehr. Noß erwartet daher weitere Streckenstreichungen in der Branche.

Und auch die Durchschnittspreise der Billigflieger könnten auf längere Sicht steigen. „Passagiere müssen sich davon verabschieden, dass Fliegen auch künftig exorbitant billig sein wird“, sagte Uni- Credit-Analyst Weinreich. Und die Fluglinien selbst müssten sich auf schwächeres Nachfragewachstum einstellen.

Maren Peters

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