zum Hauptinhalt
Nach unten korrigiert. Lufthansa, die größte deutsche Fluggesellschaft, wird die eigenen Gewinnziele wohl verfehlen. Viele Anleger trennten sich am Montag von der Aktie.Foto: dpa

© dpa

Luftfahrt: Wirtschaftsprognose hält Airlines am Boden

Nach Air Berlin senkt Lufthansa die Erwartungen fürs laufende Geschäftsjahr. Und die Berliner sparen zehn Prozent der Flotte ein.

Berlin - Nun erklärt sich vielleicht, warum die Lufthansa-Führung um Christoph Franz so auffällig leise war, als der Rivale Joachim Hunold bei Air Berlin Mitte August einen Jahresverlust und ein ehrgeiziges Sparprogramm ankündigte – und dann nach 20 Jahren überraschend seinen Rücktritt erklärte: Am Dienstag zog der viel größere Marktführer nach.

Zwar wolle man im laufenden Geschäftsjahr einen operativen Gewinn im oberen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erzielen, teilte Lufthansa mit. „Das Ziel einer weiteren Steigerung gegenüber dem Vorjahreswert (876 Millionen Euro) erscheint aus heutiger Sicht jedoch nicht mehr realisierbar“, hieß es. Die Aktie brach am Mittag zeitweise um bis zu sieben Prozent ein und schloss abends als einziger der 30 Dax-Werte im Minus, 4,4 Prozent leichter bei 10,32 Euro.

Im vergangenen Jahr hatte Europas größte Fluggesellschaft noch gut verdient, da sie – anders als die meisten europäischen Konkurrenten – die Ausfälle wegen der Schneestürme und des Vulkanausbruchs mit ihren Interkontinentalrouten kompensieren konnte. In diesem Jahr gab es aber Ereignisse, denen sich auch die Lufthansa nicht entziehen konnte: Die Katastrophe in Japan sowie die Umbrüche in Nahost und Nordafrika hatten dazu geführt, dass die Lufthansa es im für die Branche traditionell schwächeren ersten Halbjahr nur knapp in die schwarzen Zahlen schaffte. Seither verschärfte sich die Euro-Krise, die Kerosinkosten dagegen verharren auf einem hohen Niveau.

Die gestrige Kappung der Jahresprognose begründete die Gesellschaft mit schwachen Passagierzahlen im August und den generell schwachen Wirtschaftsaussichten weltweit. Als Reaktion darauf will die Lufthansa bereits im Winterflugplan weniger Plätze anbieten, um so eine bessere Auslastung zu erreichen – genau wie Air Berlin. Die seit Anfang des Monats vom ehemaligen Bahn-Chef Hartmut Mehdorn geführte Nummer zwei in Deutschland hat mehrere kleinere deutsche Flughäfen aus dem Plan gestrichen und kündigte am Dienstag an, sie werde die eigene Flotte um zehn Prozent verkleinern, von derzeit 170 auf 152 Maschinen. Die Flugleistung solle dagegen nur um vier Prozent sinken. Lufthansa hatte bereits angekündigt, die Kosten um 350 Millionen Euro zu drücken. Vor allem bei den kriselnden Töchtern Austrian Airlines und der britischen BMI, die zum Verkauf steht, gebe es noch viel zu tun, hieß es vor zwei Monaten.

Ebenfalls am Dienstag senkte der internationale Fluggesellschaften-Verband IATA seine Prognose für das vierte Quartal 2011 und das kommende Jahr. 2012 dürfte der Gesamtgewinn der 230 Mitgliedsairlines weltweit um knapp 30 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar sinken, teilte die IATA mit. Für 2011 rechnet die Organisation noch mit einem Gewinn von Höhe von 6,9 Milliarden Dollar. „Angesichts der hohen Ölpreise und der konjukturellen Ungewissheit ist es eine starke Leistung, in den schwarzen Zahlen zu bleiben“, sagte IATAs Generaldirektor Tony Tyler laut Mitteilung. Richtig viel Geld verdienen dürften die Airlines also vorerst nicht. Die Nettomarge dürfte 2012 im Schnitt von 1,2 Prozent auf 0,8 Prozent fallen. Kevin P. Hoffmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false