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Luftfahrtbranche: MT Aerospace bekommt den Zuschlag für deutsche EADS-Werke

Die Airbus-Werke in Nordenham und Varel sowie das EADS-Werk in Augsburg bleiben in deutscher Hand. MT Aerospace, ein Tochterunternehmen des Bremer OHB-Konzerns, hat den Zuschlag bekommen. Bereits im Sommer soll die Übergabe stattfinden.

EADS hat sich für eine deutsche Lösung für seine zum Verkauf stehenden Werke in Deutschland entschieden. Die zum Bremer OHB-Konzern gehörende MT Aerospace sei zum bevorzugten Bieter für die beiden Airbus-Werke in Nordenham und Varel sowie für das EADS-Werk in Augsburg bestimmt worden, teilte der Konzern in München mit. Einen Abschluss soll es bis Sommer 2008 geben. Ein Verkauf an den zeitweise favorisierten US-Konzern Spirit, gegen den sich die Politik heftig gewehrt hatte, scheint damit vom Tisch. Die Bundesregierung begrüßte die angestrebte Lösung.

Die Entscheidung sei ein "Eckpfeiler" für die neue Airbus-Strategie und das milliardenschwere Sparprogramm Power8, sagte EADS-Chef Louis Gallois. "Wir werden daran mit Hochdruck arbeiten und die Verhandlungen so reibungslos wie möglich abschließen." Im Sommer kommenden Jahres sollen die Standorte dann an den neuen Eigentümer übergeben werden.

Vorbehalte bei Daimler

Die Werksverkäufe sind zentraler Baustein des Programms "Power8", mit dem die krisengeschüttelte Flugzeugtochter Airbus wieder flott gemacht werden soll. Zuletzt hatte der amerikanische Boeing-Zulieferer Spirit als aussichtsreichster Kandidat für eine Übernahme der deutschen Werke gegolten, der deutlich größer ist als der Mittelständler OHB. Einem Zeitungsbericht zufolge stieß allerdings ein möglicher Verkauf an eine US-Firma beim Großaktionär Daimler auf Vorbehalte. Der Stuttgarter Konzern stehe unter dem Druck der Bundesregierung und der Gewerkschaften, hatte es geheißen. Dazu wollte sich ein EADS-Sprecher nicht äußern. "Wir haben immer gesagt, es ist alles offen", erklärte er lediglich. Mit der nun erfolgten Bieterauswahl steuere man auf eine tragfähige Lösung für die Werke zu.

Über Gemeinschaftsunternehmen soll Airbus künftig mit einer "substanziellen Minderheitsbeteiligung" an den deutschen Standorten beteiligt bleiben, erklärte EADS. Dieses Modell ist auch für die französischen Standorte Méaulte und St. Nazaire Ville vorgesehen, für die nun nur noch mit dem französischen Konzern Latécoère verhandelt werde. Der Vorteil einer Joint-Venture-Struktur bestehe unter anderem darin, dass Airbus den Übergang während der Entwicklungsphase der neuen A350 XWB begleiten könne, erklärte das Unternehmen. Nach Ablauf von drei Jahren könne sich die Flugzeugtochter dann vollständig aus dem Joint Venture zurückziehen. Für das Werk Filton in Großbritannien hat EADS die britische GKN als bevorzugten Bieter ausgewählt. Mit dieser Partnerwahl ziele man auf einen vollständigen Verkauf der Flügelkomponentenfertigung und der Vormontage an diesem Standort ab.

EADS: Konzentration auf Kernaufgaben

Die zum Verkauf stehenden Airbus-Standorte haben insgesamt 7400 Beschäftigte, am EADS-Standort Augsburg, der für Airbus produziert, sind es 2000 Beschäftigte. "Die derzeitige Veräußerung von Standorten und der Aufbau eines Netzwerkes von Partnern für Airbus ermöglicht es EADS, sich auf seine Kernaufgaben zu konzentrieren", erklärte Gallois. Die potenziellen Käufer sollen in den Entwicklungsprozess für die A350 XWB eingebunden werden. "Die drei neuen Partnerunternehmen werden es den Standorten ermöglichen, sich so zu entwickeln und die erforderlichen technologischen Kompetenzen zu erwerben, dass sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig sind", erklärte Airbus-Chef Tom Enders.

Bei der Bundesregierung stieß die angepeilte deutsche Lösung für die drei Standorte in Deutschland auf Zustimmung. "Die Entscheidung des EADS-Verwaltungsrats ist eine wichtige Weichenstellung in Richtung eines starken deutschen Herstellers im Bereich Flugzeugrumpf, der auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig ist", sagte der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Der neue deutsche Produktionsverbund werde nicht nur Airbus beliefern, sondern sein Know-how auch Boeing und anderen Flugzeugherstellern anbieten. Er hoffe auf einen positiven Abschluss der Verkaufsverhandlungen zwischen EADS/Airbus und der Bremer OHB, erklärte Hintze. (mac/smz/dpa)

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