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Lufthansa: Auf dem Weg zur globalen Nummer eins?

Mit der Übernahme der spanischen Iberia könnte sich die Lufthansa mit einem Schlag zur umsatzstärksten Airline der Welt emporschwingen. Doch die Sache hat einen Haken.

Frankfurt/Main - Zusammen würde der neue europäische Gigant Air France/KLM überflügeln. Doch der Preis für die Iberia ist hoch, vielleicht sogar zu hoch. Die Übernahmen-Debatte dürfte deshalb an diesem Mittwoch das zentrale Thema auf der Hauptversammlung der Lufthansa in Berlin sein.

"Die entscheidende Frage dreht sich um das richtige Verhältnis von Preis und Risiko", gibt Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber unumwunden das Problem zu. "Wir erachten aber Iberia mit den Marktpreisen, die da im Raum stehen, als klar zu teuer", erklärte er jüngst in einem Interview. Schließlich ist die milliardenteure Iberia nicht mit der Schweizer Swiss zu vergleichen: Hier hatte Lufthansa zunächst gerade mal einen zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen müssen, zusammen mit erfolgsabhängigen Zahlungen waren für die Übernahme maximal 310 Millionen Euro vereinbart worden.

Ein Blick in die Kurslisten und Bilanzen zeigt die Diskrepanzen zwischen Iberia und Lufthansa: Mit rund vier Milliarden Euro wird Iberia derzeit an den Börsen bewertet - das ist kaum weniger als der Umsatz 2006, der bei 5,5 Milliarden Euro lag. Zum Vergleich: Lufthansa wird an der Börse mit gut 10 Milliarden Euro bewertet, erzielte im vergangenen Jahr aber immerhin knapp 20 Milliarden Euro Umsatz.

"Keine Mühlsteine an den Hals hängen"

Auch gemessen am Netto-Ergebnis ist Iberia sehr teuer: Die Spanier kamen zuletzt - unbereinigt von Steuervorauszahlungen - auf knapp 57 Millionen Euro, was einen Einbruch von fast 86 Prozent bedeutete. Lufthansa verbuchte dagegen mehr als 800 Millionen Euro Gewinn - ein Plus von 77 Prozent. "Wir dürfen uns keine Mühlsteine an den Hals hängen", meinte Mayrhuber jüngst in der "Neuen Zürcher Zeitung". Für die defizitäre Alitalia, wo ebenfalls über eine Übernahme durch Lufthansa spekuliert wurde, dürfte dies erst recht gelten.

Doch ein Zusammenschluss von Lufthansa und Iberia hätte trotzdem seinen Reiz, heißt es in Lufthansa-Kreisen. Die Lufthansa ist Marktführer auf den Verbindungen von Europa nach Asien, aber sehr schwach im Geschäft nach Lateinamerika. Iberia hat ihre Stärke dagegen auf gerade diesen Strecken, zum Beispiel nach Brasilien. Dazu käme der Größenvorteil, wenn Lufthansa nach der Übernahme der Swiss nun auch mit Iberia etwa beim Einkauf oder der Abfertigung auf den Flughäfen zusammenarbeiten könnte.

Experten: Ideale Ergänzung

Luftfahrtexperten sehen in der Kombination von Lufthansa und Iberia eine ideale Ergänzung, zumal Lateinamerika in den kommenden Jahren wirtschaftlich an Bedeutung gewinnen dürfte. Und auf den Strecken nach Lateinamerika droht wahrscheinlich weniger harte Konkurrenz - auf den Asien-Strecken gibt es schließlich einen zunehmend harten Wettbewerb mit Gesellschaften wie Emirates, die mit Milliarden aus den Öl-Geschäft aufgebaut wurden. Auf der Nordamerika-Route wollen zudem viele US-Airlines, denen eine Subventionierung durch den Staat vorgeworfen wird, künftig kräftiger mitspielen.

So scheint es auch nur folgerichtig, dass die Lufthansa jetzt laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" nach Lösungen für eine Iberia-Übernahme sucht. Denkbar wäre zum Beispiel ein Aktientausch, so dass die Lufthansa kein oder nur wenig Geld in die Hand nehmen müsste. Schließlich gilt Lufthansa als vorsichtiger Investor. Da die Luftfahrt-Branche durch Terror, Krieg oder Seuchen krisenanfällig ist, hat man gerne auch ein Finanzpolster.

Lufthansa bleibt nicht viel Zeit

Dabei drängt die Zeit. Der Finanzinvestor Texas Pacific Group hat bereits ein Angebot für Iberia in Höhe von rund 3,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt und dafür Unternehmensdaten angefordert. In den nächsten Wochen könnte hier ein konkretes Angebot auf dem Tisch liegen. "Wenn jetzt jemand anderes Iberia kauft, ist sie entweder vom Markt oder wird in zwei Jahren noch teurer angeboten", heißt es laut "Wirtschaftswoche" in Unternehmenskreisen. Bereits im April sei deshalb ein Abschluss möglich. Andererseits: Die Übernahme der Swiss hatte sich über Jahre hingezogen.

Noch gibt es viele Unwägbarkeiten. Zwar hatte Iberia schon vor einiger Zeit kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit British Airways bekundet, die Briten besitzen aber immer noch knapp zehn Prozent der Iberia-Anteile. Und auch wenn der größte Teil der Iberia-Aktien vielen kleineren Investoren gehört, sind auch noch eine Reihe von Banken Miteigentümer, deren Absicht unklar ist. Und schließlich ist ungewiss, ob die spanische Regierung einen Kauf mittragen würde - nicht nur im Fall Endesa gilt Madrid als harter Verfechter so genannter nationaler Interessen - auch wenn das Zeitalter der "Nationalcarrier" in der Luftfahrt als Auslaufmodell gilt. (tso/dpa)

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