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Wirtschaft: Lufthansa bleibt wegen Streiks am Boden

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen setzt die Gewerkschaft Verdi das Airline-Management unter Druck

Frankfurt/Main (ro/dpa). Mit ersten Warnstreiks auf den Flughäfen in Hamburg, München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Berlin und Stuttgart will die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am heutigen Donnerstag ihrer Forderung nach deutlichen Tariferhöhungen für rund 52 000 LufthansaMitarbeiter Nachdruck verleihen. Für mehrere Stunden müsse mit erheblichen Einschränkungen des Luftverkehrs gerechnet werden, hieß es am Mittwoch. „Nachdem sich die Lufthansa in den bisherigen Verhandlungen keinen Millimeter bewegt hat, bleibt uns keine andere Wahl“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Kahmann.

Bei der Lufthansa hat man vor dem Hintergrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und eines drohenden Krieges im Irak kein Verständnis für die Warnstreiks. „Das nutzt weder dem Unternehmen und den Mitarbeitern noch den Fluggästen“, betont Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow.

Die Kunden der Lufthansa werden sich aufgrund der Warnstreiks auf Flugausfälle im innerdeutschen Verkehr einstellen müssen. Die Protestaktionen sollen um fünf Uhr morgens beginnen und mehrere Stunden dauern. Jachnow rät Fluggästen daher, am Donnerstagvormittag auf die Bahn auszuweichen. Die Intercontinental-Flüge will die Airline auf jeden Fall durchführen.

Der Warnstreik wird für die Lufthansa gleichwohl überschaubare finanzielle Folgen haben. Erst bei tagelangen Streiks, die aber erst nach einer Urabstimmung beginnen könnten, würde es teuer. Beim letzten Streik im Frühsommer 2001, als die Piloten für drei Tage in den Ausstand getreten waren, kostete dies die Airline rund 75 Millionen Euro. Allerdings setzt Verdi nach der am Dienstagabend abgebrochenen vierten Verhandlungsrunde mit Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer auch auf die nächsten Gespräche. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest.

Verdi fordert für rund 52 000 Mitarbeiter am Boden und für die Flugbegleiter eine Erhöhung der Gehälter um neun Prozent und eine tariflich geregelte Gewinnbeteiligung. Lufthansa bietet bei einer Laufzeit bis Ende 2004 bislang eine Einmalzahlung für November und Dezember 2002, deren Höhe allerdings unklar ist. Rückwirkend zum Jahresbeginn sollen die Gehälter um 2,4 Prozent angehoben werden, zum Jahresende ist ein weiterer Aufschlag um 1,5 Prozent vorgesehen. Daneben soll es eine Ergebnisbeteiligung für 2002 in Höhe von durchschnittlich 1,6 Prozent einer Jahresvergütung geben. Schließlich verhandeln beide Seiten über eine neue Entgeltstruktur. Beobachter beziffern das Angebot der Lufthansa auf insgesamt 5,6 Prozent.

Verdi-Funktionär Kahmann klagt gleichwohl, dass sich die Lufthansa in den Gesprächen bislang nicht bewegt habe. „Das Angebot ist völlig unzureichend.“ Lauer dagegen spricht von einer völlig überzogenen Forderung der Gewerkschaft. Sie wolle nicht zur Vorsorge für künftige Krisen beitragen. „Wer unbeirrt an solchen Forderungen festhält, verkehrt die von uns verfolgte Wachstumsstrategie ins Gegenteil und legt damit den Grundstein für eine zukünftig schrumpfende Lufthansa.“ Damit stellt der Personalchef zumindest indirekt die für dieses Jahr geplanten Neueinstellungen von 1800 Flugbegleitern, 340 Piloten, 410 Boden-Beschäftigten und 600 Hochschulabsolventen in Frage. Angesichts eines operativen Ergebnisses von 650 bis 750 Millionen Euro im vergangenen Jahr hält Verdi die Forderung für angemessen. Lufthansa-Chef Jürgen Weber hat allerdings vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass die Airline wegen des drohenden Irak-Krieges und der schwachen Konjunktur im laufenden Jahr das Ergebnis kaum wird verbessern können. Zudem befürchtet die Lufthansa zusätzliche Belastungen von etwa 250 Millionen Euro durch die von der Bundesregierung geplante Umsatzsteuer auf Inlandsflüge.

Internet-Zugang in der Luft

Ungeachtet der Tarifauseinandersetzung hat die Lufthansa am Mittwoch als erste Fluggesellschaft der Welt einen schnellen Internet-Zugang für Passagiere an Bord eines Linienjets gestartet (siehe Bericht auf Seite 31). „Was wir heute als Weltpremiere erleben, ist vermutlich in wenigen Jahren Weltstandard“, sagte der stellvertretende Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber. Auf den Flügen zwischen Frankfurt und Washington können Reisende in einer Boeing 747-400 bis zum 15. April kostenfrei das Breitband-Internet-Angebot mit Nachrichten und E-Mail-Funktionen testen.

Bei der Lufthansa sollen ab Mitte 2004 alle rund 80 Langstreckenflugzeuge mit dem System „FlyNet“ ausgerüstet werden. Damit können die Fluggäste sich auf firmeninterne Netzwerke einwählen. In der Testphase probieren Mitarbeiter der Unternehmen Siemens, BASF, Software AG und Boehringer Ingelheim die so genannten Virtual Private Networks aus.

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