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Wirtschaft: Lufthansa-Chef droht Gewerkschaften

Mayrhuber will Strecken auf Partnergesellschaften verlagern, wenn sein Sparkurs nicht unterstützt wird

Peking - Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber verschärft den Ton in den Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Am Rande einer Veranstaltung in Peking machte Mayrhuber unmissverständlich klar, dass er insbesondere Europa-Strecken der Lufthansa künftig stärker auf Partnergesellschaften verlagern wird, sollten Arbeitnehmerorganisationen wie Verdi und die Pilotengewerkschaft VC Cockpit nicht zu weitreichenden Zugeständnissen bereit sein. „Verbundwachstum geht künftig über Lufthansa-Wachstum“, sagte Mayrhuber dem Handelsblatt.

Beispielsweise wäre es möglich, defizitäre Strecken zunehmend an Airlines wie Germanwings abzugeben, die zu weit günstigeren Konditionen fliegen. An Germanwings ist Lufthansa zwar nicht unmittelbar beteiligt, sie kontrolliert deren Wachstumstempo aber über eine 49-Prozent-Beteiligung an der Germanwings-Mutter Eurowings.

Mayrhuber hat für die nächsten beiden Jahre konzernweit Einsparungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro vorgesehen – in erster Linie wegen des dramatischen Einbruchs der Durchschnittserlöse auf Europastrecken. Mayrhuber ist der Meinung, dass die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nur mit günstigeren Strukturen gewährleistet ist.

Beim Abbau der Personalkosten kommt das Unternehmen jedoch nicht so schnell voran wie erwartet. Die geplanten Einsparungen in diesem Bereich von 105 Millionen Euro seien für 2004 erst zu 49 Prozent realisiert, sagte der Vorstandschef. Bei Lufthansa hofft man nun auf eine Einigung bis Mitte Oktober. Brancheninformationen zufolge soll es noch in dieser Woche Spitzengespräche zwischen Lufthansa-Personalchef Stefan Lauer und Gewerkschaftsvertretern geben. Weil sich das Marktumfeld in der Luftfahrt dramatisch verändert habe, müssten entsprechend auch die Tarifverträge angepasst werden.

Handelsblatt-Informationen zufolge hat die Pilotenvereinigung VC Cockpit zwar deutliche Einschnitte angeboten. Sie fordert im Gegenzug jedoch das Zugeständnis der Lufthansa, künftiges Wachstum allein mit Angestellten des Konzerns zu bewerkstelligen. Das wiederum würde den Spielraum der Lufthansa einengen und die Möglichkeit zunichte machen, günstigere Plattformen außerhalb des Konzerntarifs aufzubauen. So plant die Tochtergesellschaft Lufthansa Cargo aktuell die Gründung einer Fracht-Airline im südchinesischen Shenzhen.

Mit Blick auf die dramatische Finanzsituation der großen amerikanischen Fluglinien sieht der Vorstandschef keine Alternativen zum Sparkurs: „Diejenigen Mitarbeiter, die sich in den USA nicht rechtzeitig bewegt haben, müssen heute noch viel mehr abgeben oder stehen bereits ganz ohne Arbeitsplatz da." HB

Matthias Eberle

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