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Wirtschaft: Lufthansa denkt über Billig-Linie nach

Neue Gesellschaft für verlustreichen innerdeutschen und innereuropäischen Verkehr geplant FRANKFURT (MAIN) (ro).Der Deutschland-Verkehr und viele der innereuropäischen Strecken bereiten der Lufthansa weiter Kopfzerbrechen.

Neue Gesellschaft für verlustreichen innerdeutschen und innereuropäischen Verkehr geplant

FRANKFURT (MAIN) (ro).Der Deutschland-Verkehr und viele der innereuropäischen Strecken bereiten der Lufthansa weiter Kopfzerbrechen.In der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt (Main) sucht man jetzt einen Leiter für ein neues Projekt, mit dem unrentable innerdeutsche und innereuropäische Strecken, die nicht die beiden Drehkreuze Frankfurt und München betreffen, möglicherweise in eine neue Fluglinie ausgegliedert werden sollen."Entscheidungen sind noch nicht gefallen", sagte Lufthansa-Sprecherin Sigrid Bäumer am Dienstag auf Anfrage."Aber wir sind auf der Suche nach Wegen, wie defizitäre Strecken neu organisiert werden können mit dem Ziel, die Erträge zu verbessern." Details könnten noch nicht genannt werden, weil man sich mitten in einem Denkprozeß befinde. Das "Manager-Magazin" berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, die Lufthansa plane eine neue Gesellschaft, die unrentable und schwach ausgelastete Strecken in Deutschland und in Europa bedienen solle.Die Kosten sollten dadurch gedrückt werden, indem die Abläufe vereinfacht und beschleunigt würden.Es sei an nur eine Klasse in den Jets gedacht und an ein reduziertes Essensangebot.Allerdings sollten die Beschäftigten in diesem Unternehmen nach Lufthansa-Tarif bezahlt werden.Lohndumping werde es nicht geben.Beginnen solle die neue Gesellschaft in Berlin.Mittelfristig könnte ein Drittel aller Maschinen, die für Deutschland und Europa zur Verfügung stehen, von der neuen Gesellschaft betrieben werden.Auch über diese beiden Punkte sei noch längst nicht entschieden, betonte Lufthansa-Sprecherin Bäumer.Sie bestätigte allerdings, daß die Lufthansa auch 1996 im innerdeutschen Verkehr wieder einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe eingeflogen hat.Jürgen Pieper, Lufthansa-Analyst bei der Deutschen Morgan Grenfell, schätzt die Einbuße auf 100 Mill.DM.In diesem Jahr werde der Verlust leicht sinken.Allein im Berlin-Verkehr sollen sich die Miesen auf einen zweistelligen Millionenbetrag summieren.Pieper bezweifelt aber, daß die Lufthansa wirklich eine neue Linie ins Leben ruft.In Deutschland und in Europa verfolge die Airline eher das Konzept, kleinere Strecken auf kleinere Gesellschaften wie Contact Air auszugliedern.Für die Lufthansa könne es zum Nachteil werden, wenn man unter dem eigenen Dach eine Billiglinie aufziehe: "Damit macht man sich den Namen kaputt". Pieper sieht auch deshalb keinen unmittelbaren Grund für einen neuen Lufthansa- Ableger, weil die im April voll wirksam gewordene Liberalisierung des europäischen Luftverkehrs bislang nicht die befürchteten starken Preissenkungen gebracht habe.Allerdings verweist er auf die starke Konkurrenz im innerdeutschen Verkehr.Vor allem durch die Deutsche British Airways (DBA).Wenn die DBA allerdings 1998 in die schwarzen Zahlen kommen wolle, könne sie die Tarife nicht noch weiter drücken.Generell ist es nach Ansicht von Pieper für jede Airline schwierig, im innerdeutschen Flugverkehr wegen der hohen Gebühren, der Lohnkosten und der hohen Verwaltungsaufwendungen auf einen grünen Zweig zu kommen.Seit einigen Monaten schon lockt auch die Lufthansa durch Sondertarife mehr Passagiere an.Auch für die Ferienzeit hat die Airline für Deutschland und Europa Sonderangebote aufgelegt. Bereits 1992 hatte die Lufthansa versucht, mit einem neuen Konzept die Probleme im innerdeutschen Flugverkehr in den Griff zu bekommen.Damals begann die Airline die innerdeutschen Strecken im Lufthansa Express zu bündeln.Eine völlig neue Tarifstruktur, ein besserer Service und die schnellere Abfertigung sollten mehr Passagiere anlocken.Dutzende von Maschinen wurden mit dem neuen Schriftzug versehen.1993 wurde das Angebot auf den europäischen Kurzstreckenverkehr ausgedehnt.Doch der Erfolg blieb aus.Im September 1994 stellte die Lufthansa den neuen Express vor mit einer neuen Preisstruktur und einer klaren Differenzierung zwischen Business und Economy Class.Auch dieses Konzept schlug nicht an.Mitte 1995 verabschiedete sich die Lufthansa still und leise vom Express und brachte ein neues Angebot mit sechs Tarifzonen für den innerdeutschen Verkehr und noch mehr Service für die Business Class unter.Die Schriftzüge "Express" auf den Jets wurden nach und nach übermalt.

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