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Fachfrau. Simone Menne ist seit gut 22 Jahren im Lufthansa-Konzern tätig.

© promo

Lufthansa: Erster Dax-Konzern beruft Frau zum Finanzvorstand

Europas größtem Airline-Konzern Lufthansa hat als erster Dax-Konzern überhaupt eine Frau als Finanzvorstand berufen. Mit dem Thema Frauenquote hat das allerdings überhaupt nicht zu tun.

Berlin - Europas größter Airline-Konzern Lufthansa will mit einer Frau im Vorstand das angekündigte Sparprogramm durchsetzen. Der 21-köpfige Aufsichtsrat berief am Montagabend einstimmig Simone Menne als Nachfolgerin von Stephan Gemkow. Der hatte vor zwei Wochen überraschend seinen Rücktritt angekündigt, um an die Spitze des Duisburger Mischkonzerns Haniel zu rücken.

Mit der Berufung ist dem Konzern ein Coup gelungen: Menne ist der erste weibliche Finanzvorstand bei einem der 30 Dax-Konzerne. Zwar gibt es mittlerweile einige Frauen in den Vorstandsetagen von Siemens bis zur Telekom, allerdings besetzen diese eher weiche Ressorts – etwa für Personal. Die 51-Jährige muss in ihrer Funktion zum einen Analysten und Investoren von dem schwierigen Restrukturierungsprozess überzeugen und zugleich harte Entscheidungen verantworten. Das Sparprogramm sieht allein in Deutschland den Verlust von rund 2500 Arbeitsplätzen vor.

„Setz Dir Ziele – und formuliere sie auch laut“, gab Simone Menne vor zwei Jahren den Leserinnen der „Brigitte“ auf den Weg. „Ich habe lange Zeit und sehr penetrant vielen Leuten gesagt, dass ich Finanzvorstand werden möchte“, sagt sie damals. Da war sie allerdings nicht Herrin über die Zahlen des Gesamtkonzerns geworden, sondern zunächst bei der mittlerweile verkauften britischen Tochtergesellschaft British Midland (Bmi). Die schrieb chronisch rote Zahlen, was man Menne aber offenbar nicht angelastet hat. „Meine Erfahrung zeigt: Nur wenn man deutlich ausspricht, welche Ziele man verfolgt, hat man auch Erfolg“, sagte sie dem Frauenmagazin.

Die Diplomkauffrau hat bis 1986 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert. 1989, vor 22 Jahren, begann sie ihre Karriere bei Lufthansa, zunächst ging sie drei Jahre lang für die Gesellschaft nach Nigeria, später leitete sie die Abteilung Finanz- und Rechnungswesen bei der Sparte Lufthansa Technik in Hamburg, bevor sie im Juni 2010 zu Bmi ins britische Derby wechselte.

Mindestens vier Kandidaten soll es zuletzt für den Posten in der Frankfurter Zentrale gegeben haben, wo Menne nun neben Vorstandschef Christoph Franz, Personalvorstand Stefan Lauer und Carsten Spohr, Vorstand für das Passagier-Geschäft, Platz nimmt. Jürgen Weber, langjähriger Vorstandschef und heutiger Vorsitzender des Kontrollgremiums, machte sich in den vergangenen Tagen hinter den Kulissen für Menne stark und fand auch schnell Zustimmung unter den Vertretern der Arbeitnehmerseite, darunter Verdi-Chef Frank Bsirske. Zugleich ist Weber ein erklärter Gegner einer verpflichtenden Frauenquote.

Auch Menne selbst, die am Montag zunächst keinen öffentlichen Kommentar zu ihrer Berufung abgab, scheint keine Anhängerin der Quote zu sein. Geschlecht ist für sie offenbar nicht die maßgebliche Kategorie. Auf die Frage, wie man auch Mädchen oder Frauen an traditionelle Männerberufe heranführen kann, sagte sie bereits im Jahre 1999, vor 13 Jahren, dass die traditionellen Rollenbilder bereits in den Schulen aufgebrochen werden müssten. „Worauf es ankommt, ist, Jungen und Mädchen bereits von klein auf mit der Technik bekannt zu machen“. Sie selbst wird sich künftig vor allem mit großen Zahlen bekannt machen. Am heutigen Dienstag aber dürfte sie sich auf der Hauptversammlung in Köln zunächst neugierigen Aktionären vorstellen. Kevin P. Hoffmann

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