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Wirtschaft: Lufthansa findet Weg aus der Krise

Operatives Ergebnis hat sich im ersten Halbjahr verdreifacht / Im Gesamtjahr schwarze Zahlen erwartet

Frankfurt (Main) (ro). Die Lufthansa wird für das Geschäftsjahr 2002 wieder eine Dividende zahlen, nachdem sich die Geschäfte bedeutend besser entwickeln als noch im Frühjahr erwartet. Finanzchef Karl-Ludwig Kley erhöht nach dem guten ersten Halbjahr die bisherige Ergebnis-Prognose für das gesamte Jahr von 400 auf „mindestens“ 500 Millionen Euro. Kalkulierbare Risiken und auch ein verzögerter Konjunkturverlauf würden dies nicht verhindern. Im ersten Halbjahr konnte die Lufthansa ihr operatives Ergebnis auf 332 Millionen Euro verdreifachen, vor allem auf Grund eines geschickten Kapazitäts- und eines erfolgreichen Kostenmanagements. Die Lufthansa-Aktie stieg bis zum Handelsschluss um mehr als neun Prozent auf 13,27 Euro.

Wegen der Verluste bei der Touristik- Tochter Thomas Cook und wegen des Zinsaufwandes ergab sich unter dem Strich allerdings ein Verlust von 27 Millionen Euro nach einem Minus von 43 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2001. Für das gesamte Jahr erwartet Kley einen deutlichen Gewinn. 2001 hatte die Lufthansa einen Verlust von 633 Millionen Euro eingefahren und deshalb die Dividende gestrichen. Insgesamt erreichte die Lufthansa im ersten Halbjahr einen Umsatz von knapp 8,2 Milliarden Euro, ein Plus von 4,7 Prozent.

Die Lufthansa sei damit, so der Finanzchef, wieder auf dem Weg zu Europas Airline Nummer eins. Das Unternehmen sei in einer finanziell komfortablen Lage. „Wer uns in unserem Stammgeschäft angreifen will, muss sich verdammt warm anziehen“, sagte Kley am Mittwoch gegenüber dem Tagesspiegel.

Von den 43 nach den Terroranschlägen am 11. September außer Dienst gestellten Maschinen sind bislang erst 23 wieder im Einsatz. Die Zahl der Fluggäste sank zwar von Januar bis Juni um 9,3 Prozent auf knapp 21 Millionen. Weil das Angebot allerdings noch stärker zurückgefahren wurde, erhöhte sich die Auslastung der Jets von 71,8 auf 73,7 Prozent. Besonders erfreulich sei die Entwicklung auf den wichtigen Strecken nach Amerika und nach Asien, wo die Auslastung bei fast beziehungsweise leicht über 80 Prozent lag. „Die behutsame Ausweitung der Kapazitäten hat sich bewährt und wird fortgesetzt“, betont Kley. Insgesamt konnte die Lufthansa beim Ergebnis auch deshalb deutlich zulegen, weil die Durchschnittserlöse pro Ticket deutlich gestiegen sind.

Bei Investitionen will sich das Unternehmen wie schon im ersten Halbjahr weiter zurückhalten. Die Finanzschulden sollen bis zum Jahresende auf etwa zwei Milliarden Euro gedrückt werden, sagt Kley. Bereits im ersten Halbjahr wurden sie um 1,1 Milliarden auf derzeit rund 2,7 Milliarden Euro gedrückt. In den kommenden Monaten soll der Fuß auf der Kostenbremse bleiben, die Kapazitäten sollen nur behutsam einer wachsenden Nachfrage angepasst werden. Die Ausgaben für Kerosin sanken wegen stillgelegter Jets und niedrigerer Preise um 22,4 Prozent auf 636 Millionen Euro. Im Vordergrund stehe, flüssige Mittel zu erwirtschaften, kündigte Kley an. Der Verkauf von Anteilen des Express-Dienstleisters DHL an die Post spült noch einmal 400 Millionen Euro in die Konzernkasse. Für mögliche Risiken sieht der Finanzchef die Lufthansa „bestens präpariert". Nur neuerliche Terrorattacken oder andere gravierende geopolitische Ereignisse könnten die Ergebnisprognose gefährden.

Alle normalen Risiken aus der Konjunktur und aus dem Wettbewerbsumfeld seien einkalkuliert. „Unsere finanzielle Stärke wird uns erlauben, alle Attacken zu beantworten“, betont Finanzvorstand Kley. Sorgen hegt er allerdings mit Blick auf die im Herbst anstehenden Tarifverhandlungen für das Kabinen- und Bodenpersonal. Der derzeit gültige Tarifvertrag läuft zum 31. Oktober aus. „Ich hoffe, dass die Tarifparteien mit Weitsicht für das Unternehmen und die Mitarbeiter agieren.“ Von Januar bis Juni zählte die Lufthansa weltweit rund 90 300 Mitarbeiter, nach der Integration der Catering-Tochter Sky Chefs etwa 4500 mehr als ein Jahr zuvor.

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